Karlsruhe Corona-Warn-App: Warum sollte ich sie installieren? Und andere Fragen
Die offizielle Corona-Warn-App des Robert-Koch-Institutes (RKI) steht seit Dienstagmorgen zum Download bereit. Die anonyme und freiwillige Anwendung informiert die Nutzer per Smartphone über das Risiko einer Corona-Infektion. Positive Covid-Diagnosen können so anonym geteilt werden, um andere User zu warnen und Infektionsketten schnellstmöglich zu unterbrechen. Wie die Warn-App funktioniert, welche technischen Voraussetzungen man braucht und wie der Datenschutz geregelt wird - die wichtigsten Fragen in der Übersicht.
Nach wochenlanger Ankündigung ist die bundesweite Corona-Warn-App endlich an den Start gegangen. Das neue Warnsystem basiert dabei auf Apples und Googles neuer Technologie zur Kontaktverfolgung. Rund 20 Millionen Euro hat die Entwicklung der Nachverfolgungsapp gekostet.
Warum sollte ich die App benutzen?
Die App soll die Kontaktnachverfolgung bei einer Corona-Infektion erleichtern und somit Infektionsketten schneller durchbrechen. Gesundheitsämter müssen so mögliche Kontaktpersonen nicht mehr selbst bei Betroffenen erfragen, App-Nutzer können durch eine Push-Warnung selbst sehen, wenn sie mit corona-infizierten Personen in Kontakt waren.
Der Vorteil: So können auch anonyme Kontaktpersonen, die der Betroffene nicht persönlich kennt - etwa Sitznachbarn aus der Bahn - informiert werden und so die Infektionskette möglichst schnell eindämmen. Aber: Ein Alarm aus der App ist nicht gleich einer Diagnose - die Technologie dient nur der etwaigen Vorbeugung weiterer Ansteckungen.
Die Nutzung und das Herunterladen der App ist freiwillig und erfolgt anonym. Um Missbrauch zu verhindern, wurde der komplette Code der Corona-Warn-App zudem online bei GitHub, einer Art Bibliothek für Programmierer, öffentlich gemacht.
Wie funktioniert die App?
Das System der App basiert auf der sogenannten "Exposure Notification": Wenn der Nutzer die Anwendung das erste Mal öffnet, wird eine sogenannte Annäherung-Identifikation (RPI) generiert. Die RPI ist bei jedem Telefon anders und kann so verwendet werden, die verschiedenen Nutzer zu unterscheiden, ohne deren persönlichen Daten zu sammeln. Darüber hinaus ändern sich diese RPIs alle 15 Minuten.
Sobald das eigene Mobiltelefon mit einem anderen in Verbindung tritt, etwa beim Warten in der Kassenschlange oder bei einer Veranstaltung, werden die RPIs ausgetauscht. Das passiert per Bluetooth-Verbindung. Das Signal, das mehrmals in der Sekunde ausgestrahlt wird, ist winzig klein und kann deshalb fast in Echtzeit an andere Geräte übertragen werden.

Sollte nun eine positive Covid-19-Diagnose bei einem Nutzer vorliegen, wird diese Diagnose an den Server des RKI gesendet, wo alle positiven Diagnosen an alle Telefone gesendet werden. Das Telefon entscheidet erst dann, eine Benachrichtigung zu senden, wenn eine RPI empfangen wird, die zu einer positiven Diagnose gehört. Dieser Vergleich geschieht jedoch auf dem eigenen Gerät und nicht im Internet.
Wie wird sichergestellt, dass jeder, der angibt krank zu sein, auch wirklich positiv getestet ist?
Wer den Verdacht hat, mit dem Corona-Virus infiziert zu sein, kann das nicht einfach in der App angeben. So soll Missbrauch und Falschinformationen vorgebeugt werden. Erst mit einer ärztlich beglaubigten schriftlichen Diagnose kann der Nutzer die App über eine positive Testung informieren. Hierzu wird die Diagnose in der App eingescannt.
Ich habe eine Benachrichtigung erhalten, dass ich mit einer infizierten Person in Kontakt stand. Was jetzt?
Zunächst: Keine Panik. Die Corona-Warn-App ist kein Diagnosewerkzeug, das heißt also, dass nicht unbedingt eine Infektion vorliegen muss. Wer eine Benachrichtigung durch die App erhält, sollte auf jeden Fall das zuständige Gesundheitsamt informieren. Ein Arztbesuch zum Abklären einer möglichen Infektion sowie eine vorsorgliche Quarantäne sollte aber ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Was passiert, wenn jemand vergisst, sich in der App als infiziert zu melden?
Dann bleibt immer noch die analoge Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter. Jede durch Ärzte bestätigte Neu-Infektion wird automatisch an das zuständige Gesundheitsamt weitergegeben.
Woher weiß ich, dass ich die richtige App installiert habe?
Am Symbol! Ist das blau-rote "C" auf Ihrem Home-Bildschirm, haben Sie die richtige App installiert.

Was ist mit dem Datenschutz? Kann die App meinen Standort überwachen?
Der Standort des Nutzers kann weder von der App ermittelt, noch an andere Geräte geteilt werden. Der Grund: Das Signal, das die App weitergibt, ist viel zu klein um Standortdaten oder andere persönliche Informationen zu enthalten.
Darüber hinaus greift die App nach unseren Tests nicht auf Standortdienste zu. Die einzige Berechtigung, die die Anwendung einfordern kann, ist der Kamerazugriff. Dieser wird für das Einscannen der ärztlichen Covid-Diagnose, die dann geteilt wird, benötigt.
Korrekturnotiz: Viele Leser berichten, dass auf der Android-Version der App die Berechtigung auf Standortdienste erfragt wird. Diese Standortdienste verwenden allerdings im Zusammenhang mit der App nicht das GPS oder Ortungsmodul, sondern lediglich den Bluetooth-Scanner, um nach anderen Telefonen zu suchen. Dieser gilt als Standortdienst, da auch die Abstandsmessung über den Scanner unter Standortermittlung fällt. In unseren Tests auf Android 11 R wurden wir jedoch nicht nach einer Standortberechtigung gefragt, und die App funktionierte auch, wenn der Bluetooth-Scanner in den Einstellungen der Standortdienste deaktiviert war. Auf Android 11 R wurden die Standortdienste auch nicht in der Liste der erteilten Berechtigungen angezeigt.
Sind die Benachrichtigungen in Echtzeit? Werde ich also informiert, wenn eine infizierte Person an mir vorbeigeht?
Nein. Aus Datenschutzgründen werden Benachrichtigungen erst dann ausgesendet, wenn ein gewisser Schwellwert erreicht wird, den die App auf dem Gerät berechnet. So soll verhindert werden, dass beispielsweise in der Schlange im Supermarkt eine bestimmte Person als infiziert identifiziert werden kann. Der Datenaustausch der App zwischen den einzelnen Telefonen geschieht allerdings in Echtzeit.
Was hält die Regierung davon ab, mein Telefon auszulesen?
Kurzum: Es ist nicht möglich, von einer einzigen App ohne spezielle Berechtigungen auf den Rest des Speichers zuzugreifen.
In iOS und Android (ab Version 9 Oreo) befinden sich Apps in einer sogenannten Sandbox, die es unmöglich macht, ohne explizite Einwilligung des Nutzers auf den Rest des Dateisystems zuzugreifen.
Wird meine Batterielaufzeit durch die App beeinträchtigt?
Kaum. Die Corona-Warn-App verwendet ein Prinzip, das schon im Jahr 2010 entwickelt wurde. Das eigene Telefon sendet dabei kurze und harmlose Radiowellen aus, die von anderen Geräten über Bluetooth empfangen und entschlüsselt werden können.
Auf iPhones funktioniert dies über "iBeacon", während Android die "Eddystone"-Technologie verwendet. Die gleichen Systeme werden auch in Museen für Audioguides oder bei interaktiven Stadtkarten benutzt.
Benötige ich eine Internetverbindung für die App?
Ja. Die App wird regelmäßig die eigene Datenbank an positiv getesteten Identifikationen mit der im Internet gleichsetzen, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Diese Synchronisierungen sind allerdings so klein und schnell, dass sie keine messbaren Datenmengen erfordern sollten.
Funktioniert die App im Ausland?
Momentan ist die App nur für Deutschland optimiert. Das RKI arbeitet jedoch daran, sie mit den Apps anderer Länder zu verbinden.
Ich kann nur wenig Deutsch. Kann ich die App trotzdem nutzen?
Ja. Die App ist reich bebildert und unterstützt viele weitere Sprachen wie Englisch, Arabisch und Türkisch.
Was, wenn ich Bluetooth nicht einschalten möchte?
Dann funktioniert auch die Kontaktnachverfolgung der App nicht. Ist das Bluetooth-Radio des Telefons deaktiviert, wird der Nutzer durch eine Benachrichtigung darüber informiert. So können auch keine anderen Personen und ihre RPIs empfangen werden. Wer die App nutzen will, sollte also sein Bluetooth-Radio immer eingeschaltet lassen.

Ich besitze noch andere Bluetooth-Geräte, wie eine Smartwatch oder drahtlose Kopfhörer. Beeinträchtigt das die Funktionsweise der App?
Im Gegenteil. Diese Geräte stellen sicher, dass das Bluetooth-Radio des Telefons immer aktiv ist - und so immer nach anderen App-Nutzern suchen kann.
Ich besitze mehrere Telefone. Wo soll ich die App installieren?
Idealerweise auf allen Geräten, die der Nutzer besitzt. Solange die Geräte für ein paar Minuten am Tag nebeneinander liegen, sollten alle Daten und Kontaktinformationen zwischen den verschiedenen Telefonen synchron sein.
Wird es eine App-Pflicht geben? Habe ich also Nachteile, wenn ich die App nicht nutze?
Momentan ist keine Corona-Warn-App-Pflicht verhängt. Ob sich das in den kommenden Wochen ändern wird, ist noch unklar. Grüne und Linke im Deutschen Bundestag fordern allerdings ein Gesetz, das sicherstellt, dass Nicht-Nutzer nicht diskriminiert werden dürfen - etwa, wenn ein Restaurantbesuch nur mit installierter Corona-Warn-App erlaubt würde.
Weitere Nachteile sollen nicht entstehen, da parallel auch die analoge Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter betrieben wird. Der einzige Haken daran: Betroffene Personen werden so persönlich von den Behördenmitarbeitern benachrichtigt - das kann unter Umständen länger dauern als durch die App. Auch anonyme Zufallsbegegnungen - wie in der Bahn - können so nicht erfasst werden.
Wird mein Telefon unterstützt?
Höchstwahrscheinlich ja - wenn man sein Smartphone in den letzten vier Jahren erworben hat. Die App funktioniert auf Android ab Version 6 "Marshmallow" und auf iOS nach einem Update auf Version 13.5. Die Redaktion hat die App auf einem Pixel 2 XL mit Android 11 (RPB1.200504.018) getestet.
Wo kann ich die App herunterladen?
Im Apple App Store für iPhones und im Google Play Store für Android.
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17.06.2020 13:19 Uhr
Wenn auch unwahrscheinlich: Kommen mehrere Umstände zusammen, kann ein sehr naher Angreifer eventuell Datenübertragungen mitlesen. Deshalb kann es ratsam sein, Drahtlosschnittstellen, wie WLAN, Bluetooth oder NFC zu deaktivieren, wenn Sie diese nicht benötigen.
Übrigens: Die Corona-Warn-App erhöht die Angreifbarkeit Ihres Gerätes nicht, weil sie keine Kopplung bzw. kein Pairing mit anderen Geräten voraussetzt. Da Bluetooth-Verbindungen in der Regel dann am verwundbarsten sind, ist die Benutzung der App unbedenklich.
Quelle: www.bsi-fuer-buerger.de
Zusammengefasst:
Die Corona App erhöht nicht die Angreifbarkeit derer, die ohnehin angreifbar sind weil sie 24/7 Wlan-Bluetooth und NFC angeschaltet haben.
Wer um geschützt zu sein der grundsätzlichen Empfehlung folgt, diese Funktionen nur im unmittelbaren Bedarfsfall zu aktivieren, kann die Corona App nicht verwenden.
Sogenannte Wlan/Bluetooth/NFC "sniffer" gibts überall im netz
17.06.2020 12:11 Uhr
D.h., man erfährt also nicht, ob das vor 2 oder doch schon vor 14 Tagen war?
Und erst recht nicht soll die App einem melden, wo der Kontakt war?
17.06.2020 14:33 Uhr
Bei "wann" wird nur den Tag, nicht die Uhrzeit, angegeben, um keine Rückschlüsse auf die infizierte Person zuzulassen (weil man eventuell wissen kann, wen man wann getroffen hat). "Wo" kann sie gar nicht melden, da die App keine Positionsdaten erfasst. Und "wer" die infizierte Person war, der man zu nahe kam, erst recht nicht, da sie mangels Erfassung personenbezogener Daten wie Name, Telefonnummer o.ä. das auch überhaupt nicht wissen kann.
Das alles sorgt dafür, dass Stigmatisierungen und sozialen Ausgrenzungen zuverlässig verhindert werden (weil niemand erfährt, wer der/die Infizierte war).
Da einzige, was man mitgeteilt kriegt, ist dass man in der Nähe einer infizierten Person war. Was man jetzt darauf für Schlüsse zieht, etwa ob man ab sofort einfach etwas aufmerksamer sein soll,
17.06.2020 15:50 Uhr
17.06.2020 12:58 Uhr
Es kann alllerdings sein, dass der Kontakt tatsächlich vor mehreren Tagen war, wenn es solange dauert, bis getestet ist und jemand sich eingetragen hat.
Gute Frage, ob dann zusätzlich gemeldet wird, dass man vor fünf Tagen Kontakt hatte. Das wäre schon wichtig, denn wenn man keine Symptome hat, gab es wohl keine Übertragung.
Ganz klar ist mir auch nicht, wie das mit der freiwilligen Quarantäne funktionieren soll, wenn jemand berufstätig ist.
I
18.06.2020 10:22 Uhr
Afaik sind symptome nach 5 Tage eher die Ausnahme und auch asymptomatische Übertragungen möglich.
Ich bin mir nicht 100% sicher, aber ich glaube du sollst bis 7 Tage nach dem Kontakt krankgeschrieben werden und dann getestet.
17.06.2020 10:13 Uhr
17.06.2020 15:09 Uhr
17.06.2020 13:34 Uhr
Wenn die alle ab sofort aus Furcht vor Hackern ihr Bluetooth abschalten, werden auf jeden Fall auch Leben gerettet: Nämlich die, die sonst aus Unaufmerksamkeit von der Straßenbahn angefahren werden oder von der Straße abkommen oder Fußgänger überfahren während des Telefonierens.
Insofern:
Bluetooth an und Corona-Warn-App nutzen kann potentiell Menschenleben retten.
Bluetooth aus und damit auch keine Drahtlos-Gerätschaften mehr nutzen kann auch Menschenleben retten.
17.06.2020 15:07 Uhr