Karlsruhe Corona-Impfstoff: Medizinischer Leiter erklärt - Diese Schwierigkeiten bringt das neue Mittel mit
Das zentrale Impfzentrum (ZIZ) an der Messe Karlsruhe ist fertiggestellt. Doch was fehlt ist der Impfstoff. Der wartet aktuell noch auf das "OK" der Behörden - und das kommt eventuell sogar noch vor Weihnachten. Doch Entwarnung geben die Experten nicht. Der Grund: Aufbereitung und Anwendung des Wirkstoffes sind so zeitintensiv und einschränkend, dass es eine Weile dauern wird bis das Virus wirklich eingedämmt ist. Andreas Ruf, medizinischer Leiter des Karlsruher Impfzentrums, erklärte letzte Woche noch: "Wir sind erst aus der Nummer raus, wenn es einen Impfstoff zu anderen Bedingungen gibt."
1.500 Menschen pro Tag, sieben Tage die Woche, von 7 bis 21 Uhr. Das Impfzentrum ist fertig und wartet nur noch darauf in Betrieb genommen zu werden. Wann der Impfstoff jedoch endlich in den Hallen der Messe ankommt, bleibt weiter ein Mysterium.
Während Andreas Ruf in der vergangenen Woche keinen eindeutigen Termin für die Anlieferung nennen konnte, berichtete die Deutsche Presse Agentur (DPA) am 15. Dezember, dass ein Impfstart noch vor Weihnachten möglich wäre.

Bereits nächsten Montag, den 21. Dezember, könnten die Wirkstoffe von Biontech und Pfizer durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) grünes Licht erhalten. Die Sicherheit des Wirkstoffes sei deswegen nicht beeinträchtigt. Offiziell soll der Wirkstoff bis spätestens zum 29. Dezember zugelassen werden.
Impfbeginn noch vor Heiligabend?
Aber noch vor Weihnachten mit dem Impfen beginnen? Auf Anfrage von ka-news.de antwortete die Stadt Karlsruhe folgendermaßen:
"Stand heute liegen uns noch keine Informationen vor, wann die erste Charge Impfstoff beim ZIZ ankommt. Wir gehen derzeit davon aus, ab Anfang Januar startbereit zu sein.
Sollte sich abzeichnen, dass schon vorher Impfstoff für das ZIZ zur Verfügung steht, werden wir prüfen, inwiefern sich die geplanten Vorarbeiten beschleunigen lassen."

Damit das dann auch alles klappt, soll ein "interner Probelauf" im ZIZ stattfinden, so die Stadt Karlsruhe im Gespräch mit ka-news.de. Bisher sei dieser Probelauf unmittelbar nach Weihnachten angesetzt.
Auch Andreas Ruf, eigentlich Leiter im Bereich Transfusionsmedizin und Hämostaseologie im Städtischen Klinikum, befürwortet die "langen" Prüfungsphasen der EMA.
"Wir wissen nicht wann der Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Aber es ist gut so, dass der Wirkstoff nach allen wissenschaftlichen Kriterien geprüft wird."
Mammutprojekt: "Aufbereitung"
Ist das erst mal geschafft, steht aber immer noch nicht fest, wie viele Spritzen von Biontech und Pfizer am Karlsruher ZIZ überhaupt ankommen werden. Hinzu kommt, dass beide Arzneien enorme Herausforderungen bezüglich Lagerung und Anwendung darstellen.

Zum einen muss der Impfstoff bei mindestens -60 Grad gelagert werden, zum anderen muss in relativ kurzer Zeit die geringe Anzahl an Wirkstoff möglichst effektiv verimpft werden - und das gleich zwei Mal.
Aus diesen Gründen sei dieser "medizinische Prozess", von der Aufbereitung bis zur Anwendung des Arzneimittels, deutlich komplizierter "als sonstige Impfungen wie eine Tetanusspritze."
"In der Standardapotheke gibt es solche Vorrichtungen nicht, nur in der Transfusionsmedizin", erklärt Andreas Ruf. "Wir wissen wie man Medikamente aus solchen Lagerungen in den Vertrieb bringt. Diese Expertise bringen wir jetzt ein."

Das heißt: Selbst wenn der Impfstoff im Januar zum Einsatz kommt, müssen die Aufbereitungsbedingungen des Wirkstoffes vereinfacht werden. Dazu gehören: Die Lagerung auf 2-8 Grad ermöglichen und die Reduktion der Impfdosis von zwei Impfungen auf eine - und das kann noch ein paar Monate dauern.
"Wir sind erst aus der Nummer raus, wenn es einen Impfstoff zu anderen Bedingungen gibt", so der Impfzentrumsleiter Andreas Ruf. "Dann lässt sich der Wirkstoff über die Apotheken vertreiben und kann in den Regelbetrieb übergehen."




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17.12.2020 15:25 Uhr
Diese von Großherzogs Gnaden Behördenarroganz ist unglaublich. Ihr dort im Rathaus habt nichts zu prüfen sondern blitzartig alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen und zu funktionieren.
Denn ihr werdet von uns Bürgern üppig bezahlt, damit ihr die Dienstleistungen bereitstellt, die es braucht. In diesem Fall egal ob Wochenende, Feiertage oder in der Nacht.
Diese Verlautbarung der Stadt ist an Frechheit kaum zu überbieten
17.12.2020 22:03 Uhr
17.12.2020 12:31 Uhr
Genauso viel Forschungs-Power wäre aber bei der Frage wichtig , wer warum überhaupt gefährdeter ist. Dann bräuchte man vielleicht nicht Impfstoff für alle sondern nur für x Prozent
17.12.2020 11:45 Uhr
Jaja, die zwei Impfstoffe von Biontech und Pfizer.........
17.12.2020 11:20 Uhr
Leider Lügen uns, vielleicht notgedrungen, die Politiker dahingehend an.
17.12.2020 12:41 Uhr
Tatsächlich werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belastungen immer größer, je länger die Beschränkungen andauern. Der Druck auf zügiges Impfen wird daher wachsen. Wenn es gelingt, im Laufe der nächsten Monate weitere geeignet Impfstoffe auf den Markt zu bringen und dann mit Impfungen für das "gewöhnliche Volk" in den Arztpraxen zu beginnen, könnte es ganz gut vorangehen.
Genau so gut kann es aber umgekehrt laufen. Wenn es mit der Impfstoffherstellung nicht so schnell läuft und wenn es auch im Sommer ausschließlich bei der staatlich gelenkten Impflogistik bleibt, dann müssen wir leider schwarz sehen, was den nächsten Herbst angeht. Bleibt nur abzuwarten.
17.12.2020 10:10 Uhr
Dazu noch die Unabwegbarkeiten wie lange hält die Immunisierung an. Menge der Impfdosen usw.
Spätestens dann werden Maßnahmen wie Kontaktbeschränkung, Mundschutz, usw massiv hinterfragt, und ggf. nicht mehr in der Masse befolgt werden.
17.12.2020 09:20 Uhr
17.12.2020 09:38 Uhr
17.12.2020 06:24 Uhr