CDU/CSU und SPD mussten am Wahlsonntag große Verluste hinnehmen. Die CDU/CSU holte 33 Prozent, die SPD 20,5 Prozent. In Karlsruhe war die CDU mit 27,9 Prozent fast zehn Prozentpunkte schlechter als noch vor vier Jahren (37,5 Prozent). Die SPD (16,9 Prozent) verlor in Karlsruhe im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 5,8 Prozentpunkte. Gewinner in Karlsruhe waren die Oppositionsparteien FDP, Grüne, AfD und die Linkspartei, die alle an Stimmen gewonnen haben.

Marvi: Sozialdemokratie muss neue Vision vermitteln

"Das Erststimmenergebnis der Karlsruher SPD mit fast 38.000 Stimmen ist landesweit unter schwierigen Bedingungen sehr vorzeigbar", sagt der SPD-Direktkandidat Parsa Marvi auf ka-news Nachfrage. Man habe vor Ort gut gearbeitet und sich mit aller Kraft gegen den immer schlechter werdenden Bundestrend gestemmt, erklärt Marvi.

"Auf Bundesebene muss die SPD nun in der Opposition erneuern und die Führungsrolle in der Opposition übernehmen. Die Sozialdemokratie muss laut Marvi eine neue Vision vermitteln und dringend aus den Fehlern der 2017er Kampagne von Martin Schulz lernen. "Die Große Koalition schadet als Dauereinrichtung unserer Demokratie." CDU/ CSU, FDP und Grüne sollten sich um eine harmonische Regierung bemühen, so Marvi. Das nächste Ziel der Karlsruher SPD ist nach eigenen Angaben die Kommunalwahl 2019. "Dort wollen wir unser Ergebnis ausbauen", so der Sozialdemokrat.

Wellenreuther: Werde Karlsruher Interessen vertreten

"Ich freue mich sehr, dass ich den Wahlkreis Karlsruhe-Stadt zum fünften Mal im Deutschen Bundestag vertreten darf und zum vierten Mal in Folge das Direktmandat erringen konnte", sagt CDU-Direktkandidat Ingo Wellenreuther, der seit 2002 im Bundestag vertreten ist. "Ich werde die Karlsruher Interessen in der größten Fraktion im Deutschen Bundestag weiterhin mit großem Engagement vertreten", so Wellenreuther.

In Bezug auf die bundesweiten, großen Verluste der CDU sagt Wellenreuther: Nun gelte es, sich über die Ursache dieser Verluste und das Abschneiden der Unionsparteien gründlich und offen zu diskutieren.

FDP: "Wir sind sehr glücklich!"

"Wir sind sehr glücklich!" heißt es im Statement der Karlsruher FDP. In Karlsruhe habe man gezeigt, dass sich die gute Arbeit vor Ort auszahlt habe. Damit könne man jetzt gestärkt auf die Kommunalwahl 2019 blicken, so die Karlsruher FDP-Spitze.

Auf Bundesebene gehen die Glückwünsche nach Berlin. "Die Kollegen im Genscher-Haus haben die letzten Monate viel gearbeitet und wurden nun belohnt." Den politisch Agierenden wünsche man von Karlsruhe aus Besonnenheit und Kraft bei der Bildung einer Regierung mit diesem wunderbaren Ergebnis im Rücken.

Brandt: Soziale Gerechtigkeit hat in Karlsruhe Unterstützung gefunden

Die Karlsruher Linke freut sich über das gute Wahlergebnis in Karlsruhe (9,6 Prozent) und Baden-Württemberg (6,4 Prozent) sowie den Einzug ihres Kandidaten Michel Brandt in den Bundestag. "Unsere Politik für Frieden und soziale Gerechtigkeit hat sowohl in Karlsruhe als auch im ganzen Land Unterstützung gefunden. Dafür möchte ich mich bei den Wählern herzlich bedanken", so Linke-Direktkandidat Michel Brandt.

In ihrem Statement unterstrich die Linkspartei auch ihre Kritik am Einzug der AfD in den Bundestag. Brandt möchte nach eigener Aussage mit seiner Partei auch in der Oppositionspolitik im Bundestag gegen die "nationalistischen und rechtsextremen Positionen der AfD" kämpfen. 

Grüne: Grund zum Jubeln

Auch bei den Karlsruher Grünen war man über das Wahlergebnis sehr erfreut. "Platz zwei in Karlsruhe mit 18,3 Prozent der Zweitstimmen und ein Plus von 3,9 Prozentpunkte bei den Erststimmen auf 17,6 Prozent ist ein Grund zum Jubeln", so der Karlsruher Grünen-Vorstand in einem Statement.

Die Karlsruher würden dringenden Handlungsbedarf in Bezug auf den Klimaschutz sehen, so die Grünen. Auch die Themen soziale Gerechtigkeit und die Sicherung der Demokratie hätten breiten Zuspruch gefunden, erklärt Grünen-Vorstandsmitglied Peter Ballhausen. Nach dem Gewinn bei der Landtagswahl im Vorjahr sei dieser Erfolg im Rahmen einer Bundestagswahl das Zeichen, dass man weiter die grünen Ziele setzen sollte, heißt es weiter. Das Ergebnis beinhalte laut Stephanie Hugenschmidt zudem, dass die Grünen weiter eine "weltoffene, tolerante und demokratische Gesellschaft und Europa einstehen müssen."

Die Grünen sehen bei den Volksparteien eine Mitverantwortung für den, aus ihrer Sicht, wenig überraschenden Wahlerfolg der AfD. "Der Einzug der AfD in den Bundestag ist der Untätigkeit der Volksparteien zu verdanken", so die Grünen. Die letzte Bundesregierung habe versäumt, sich ernsthaft mit den Bedürfnissen im Osten der Republik, den Folgen der Digitalisierung und den Ängsten der Bevölkerung auseinander zu setzen. "Angstmache und Hetze bringen Deutschland und unsere Demokratie nicht weiter."

Die AfD hat sich auf ka-news-Anfrage nicht zum Artikel geäußert.

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