Karlsruhe Wahlkampf in Karlsruhe: die Entdeckung der Erststimme
Schwarz-Gelb ablösen - mit einer Rot-Grünen Koalition. Diesem Ziel haben sich auch die Karlsruher Direktkandidaten Parsa Marvi von der SPD und Sylvia Kotting-Uhl von Bündnis 90/Die Grünen verschrieben. Ihr gemeinsamer Gegner: der CDU-Kandidat und Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther. Der könnte nun von einer "Entdeckung" der FDP nach der Bayern-Niederlage profitieren: bei der Bundestagswahl haben die Bürger eine Erst- und eine Zweitstimme. Eine Einschätzung von Felix Neubüser.
Fliegt die FDP raus, wird es eng für die CDU. Anders als in Bayern dürfte es im Bund nicht für eine absolute Mehrheit reichen. Während es für die Union allerdings "nur" um die Fortsetzung der Schwarz-Gelben Koalition geht, ringen die Freien Demokraten um das politische Überleben. Auf den großen Partner können sie dabei nur bedingt hoffen. "Erststimme CDU/CSU, Zweitstimme FDP", so die letzte Hoffnung der Liberalen. Man möge doch versuchen, sich mit dem Unions-Kandidaten zu einigen, so die Aufforderung aus der Parteizentrale der FDP an ihre Direktkandidaten. In der CDU will man davon freilich nichts wissen. Man befürchtet eine reine Stimmenumverteilung - zugunsten der FDP und zu Lasten der Union.
Grüne entdecken die Erststimme
Anders sieht es in Karlsruhe aus. Was CDU und FDP im Bund spaltet, dürfte hier eher für Unstimmigkeiten zwischen Rot und Grün sorgen. Zittern muss hier vor allem die SPD, deren noch vergleichsweise unerfahrener Direktkandidat Parsa Marvi gegen den Berufspolitiker Ingo Wellenreuther von der CDU antritt. Entsprechend engagiert und genau mit diesem Argument wirbt der 31-Jährige um die Erststimme der Karlsruher Wähler. "Während die Bundestagsabgeordneten von den Grünen und der Linkspartei in Karlsruhe über die Landeslisten abgesichert sind, gilt dies für mich nicht", heißt es auf seiner Homepage unter dem Stichwort "Darum Erststimme".
Spätestens seit Anfang September hat Marvi hier allerdings eine Konkurrentin: Sylvia Kotting-Uhl von den Grünen. Deren Einzug ins Parlament ist so gut wie sicher - sie steht auf Platz drei der Landesliste. Lange sah es daher so aus, als würde sie bei der Erststimme Marvi den Vortritt lassen. Anders als bei Marvi schmückte das Gesicht der Berufspolitikerin auffällig wenig Plakate, stattdessen wurde viel für die Grünen im Allgemeinen geworben. Dieser These widersprach Sylvia Kotting-Uhl nun: "Erst- und Zweitstimme für Sylvia Kotting-Uhl", forderte sie vergangene Woche in einer Pressemitteilung. Spekulationen von Medien über etwaige Absprachen zur Erstimmenvergaben in Stuttgart und Karlsruhe seien völlig aus der Luft gegriffen.
Nützen tut der Streit um die Erststimme vor allem einem: Ingo Wellenreuther
Aus Sicht der Grünen ist das durchaus nachvollziehbar. Seit Wochen hat die Partei mit sinkenden Umfragewerten zu kämpfen, inzwischen zählt auch hier jede Stimme - egal ob Erst- oder Zweitstimme. Reicht es für Rot-Grün, will man ein möglichst starker Partner sein. Reicht es nicht, will man bei der Bundestagswahl trotzdem so gut wie möglich abschneiden. Nützen dürfte dieses Ränkespiel allerdings vor allem einem: CDU-Kandidat Ingo Wellenreuther. Während sich Grün und Rot gegenseitig die Stimmen abjagen und es bei keinem von beiden für das Direktmandat reicht, könnte er am Ende der lachende Dritte sein.
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