Karlsruhe "Iron-Blogger": Karlsruhes eiserne Blogger - und was das mit Bier zu tun hat
Was das Bloggen angeht, ist ausgerechnet die Technik-Stadt Karlsruhe noch reichlich verschlafen - das findet zumindest der Karlsruher Blogger Markus Henkel. Gemeinsam mit acht weiteren Karlsruhern hat er nun das Projekt "Iron-Blogger Karlsruhe", zu deutsch: eiserne Blogger, gestartet. Das Ziel: Jeder muss mindestens einen Blogbeitrag pro Woche schreiben - sonst werden fünf Euro Strafe fällig, die in eine Bierkasse fließen.
Für alle, die sich in der Welt der Blogger nicht so auskennen: Was ist "Iron-Blogger"?
Dabei handelt es sich um ein Blogger-Netzwerk, also Schreiberlinge, die auf den eigenen nicht kommerziellen Internetseiten ihre Geschichte erzählen. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich mindestens einen Blogbeitrag pro Woche zu schreiben. Das Thema ist dabei nicht wichtig. Wer es nicht schafft, einen Blogbeitrag zu schreiben, wird mit fünf Euro belastet. Eine Schulden-Grenze von 30 Euro ist integriert. Sie schützt allerdings nicht vor der Zeche. Und ein Skript wertet einmal in der Woche alle RSS-Feeds der einzelnen Seiten aus. Die einzelnen Städte haben zudem jeweils eine Hauptseite, auf denen die wöchentlichen Ergebnisse aufgelistet werden. Im Laufe des Jahres wird dann gemeinsam für das Geld Bier gekauft und wir feiern uns alle selbst.
Aber ist das Bloggen an sich nicht eher ein Hobby - warum der selbst gemachte Druck mit der Bierkasse?
Ich selbst bin Journalist und neben den üblichen Presseerzeugnissen darf ich auch für bekannte Blogs schreiben. Natürlich bekomme ich dafür auch Geld. Blogs sind mittlerweile ein ernstzunehmendes Medium. So werden auf den einzelnen Seiten persönliche Meinungen wiedergegeben, die den Lesern wichtiger sind, als beispielsweise der Haufen Content-Marketing, der derzeit sogar bei den großen Verlagen Einzug hält. Zwischen Hobby und Pro würde ich daher keinen Unterschied mehr machen - außer vielleicht bei der Schreibe selbst. Blogger sind enorm wichtig in unserer Medienlandschaft.
Das besagte Bier nimmt uns eher den Druck. Der Gerstensaft tut bekanntlich nicht weh. Ja, der Spaß steht im Vordergrund. Gezählt werden daher auch ausschließlich private Beiträge. Meine bezahlten Artikel beispielsweise nehme ich aus der Zählung heraus.
Das Projekt "Iron-Blogger" Karlsruhe ist noch relativ neu - Ihr seid in diesem Juni gestartet. Wie viele "Iron-Blogger" seid Ihr bisher und wer ist da dabei?
Wir sind zurzeit neun Blogger. Mit dabei sind
- Dietmar Berberich ("Der Berberich")
- Christoph Funk ("Stattmarketing")
- Sabine Kirrmann ("Symbadische Lach- und Sachgeschichten")
- Christian Körber ("Lauffröschli")
- Frederik Pross ("Rock-a-live")
- Señor Rolando ("Papas Wort")
- Daniel Schæberl ("danielschoeberl.com")
- Julia Schönborn ("juna im netz")
alle unter http://ironblogger-karlsruhe.de/teilnehmer/ zu finden.
Das klingt nach einer recht bunten Mischung. Kanntet Ihr Euch alle auch vor dem Projekt schon persönlich?
Von einigen Events kannte ich zuvor lediglich Frederik Pross. Ersten Kontakt hatte ich nur mit den Ironblogger Berlin. Die Nicole Ebber von http://antischokke.de/, eine der Gründerinnen des Berliner Netzwerkes, ist eine sehr gute Freundin meinerseits und konnte mich nach wenigen Bierchen überzeugen, die Karlsruher Iron-Blogger zu gründen. Die Idee stand, ich löschte dafür sogar den Inhalt meines sieben Jahre alten Blogs und fing komplett neu an. Das Finden der ersten Mitglieder war allerdings kein leichtes Unterfangen.
Kannst Du mal einen groben Überblick geben, worum es in den Blogs geht, die bisher beim "Iron-Blogger" dabei sind?
Die Blogs behandeln durchweg völlig unterschiedliche Themen. Der eine handelt von Musik, der andere mischt den musikalischen Aspekt mit viel Technik. Aber auch Buchvorstellungen, Hard- und Softwaretests oder aktuelle Anlässe gehören zu den Veröffentlichungen - als Beispiel sei hier Merkels Neuland genannt.
Über einen Punkt in den Regeln musste ich etwas schmunzeln: "Die Beiträge müssen keine Mindestqualität haben (ein einfaches Bild und Link z.B. reicht). Im Zweifelsfall entscheidest Du selbst, ob Du Dich mit dem Beitrag in der Gruppe lächerlich machst oder lieber 5 Euro bezahlst." Ist das nicht eher kontraproduktiv?
Die Blogger müssen das mit sich selbst ausmachen. Nicole bringt es auf den Punkt: "Die Länge der Blogposts ist im Grunde egal. Wenn man aber nur ein Foto oder Video postet, zählt das zwar, aber man wird - zu Recht - verspottet. Man sollte sich also schon ein bisschen anstrengen." Ein zwei Absätze zum Inhalt des Videos machen den Post zum Beispiel wieder wertig.
In Städten wie Berlin gibt es "Iron-Blogger"-Gruppen schon seit über einem Jahr, auch in Stuttgart sind die "Iron-Blogger" schon länger aktiv. Wieso ist Karlsruhe so ein Spätzünder?
Ich erwähnte es bereits. Der Anfang war und ist kein leichtes Unterfangen. Ich verstehe es zurzeit auch noch nicht. Mehrere Blogposts zu und Hinweise auf die Iron-Blogger Karlsruhe fruchteten nicht. Dabei denke ich, dass Karlsruhe alleine wegen des technischen Standortes enorm viel Potenzial hat. Die ersten Blogger reagierten dann auch erst nach der re:publica 13 in Berlin, was allerdings keine Kritik ist. Das Journalisten- und Blogger-Event in der Hauptstadt war demnach das fehlende Saatgut.
Wie beurteilst Du die Karlsruher Bloggerszene insgesamt?
Die Bloggerszene Karlsruhe würde ich mal vorsichtig als verschlafen betiteln. Wie die Stadt selbst. Berlin oder Hamburg sind ja Medien-Städte. Ich selbst komme aus Hamburg. Kenne aber mittlerweile auch viele aktive Schreiber aus der badischen Gegend. Ich hoffe, sie und andere werden mit der Zeit erkennen, dass Blogger gemeinsam etwas bewirken können - und wenn es nur das gemeinsame Bier ist. Viele wollen zudem Bloggen auf irgendwelchen Events verkaufen. Es werden zum Teil Marketing-Strategien aus den Großstädten ins Ländle projiziert, die das entsprechende Publikum benötigen. Klar, in Hamburg und Berlin muss man nicht lange suchen. Doch in Karlsruhe funktioniert ein solches Vorgehen meines Erachtens nicht. Dort ist der Mittelstand zu Hause. Und der benötigt eine führende Hand, wenn es um Medien geht. Vielleicht ist Karlsruhe auch noch nicht bereit für das digitale Tagebuch. Freue mich allerdings, wenn ich mich irren würde.
Wer das jetzt gelesen hat und sich sagt: da will ich mitmachen - was muss er oder sie tun?
Interessierte sind herzlich willkommen und melden sich bitte bei mir unter laengsynt at gmail.com (Adresse aus Gründen des Spamschutz nicht ausgeschrieben oder verlinkt) mit Namen, Blog-URL und dem gewünschten Zeitpunkt, wann gezählt werden soll. Ach ja, der Social-Media-Dienst Twitter darf auch angegeben werden. Denn unter dem Hashtag #ironblogger werden alle Städte geführt.
Fragen: Felix Neubüser
Markus Henkel ist Diplom Fachjournalist in der Fachrichtung Wissenschaft und Technik. Der gebürtige Kieler hat lange Zeit in Hamburg gelebt. Seit Jahren schreibt er als freier Journalist unter anderem für das Handelsblatt, Certgate, HPC Wire, M-Magazin, MobileGeeks, o2-Business, IT-Migration und Solokarpfen Publishing. Zudem darf er die Karlsruher Unternehmen TUP sowie raumobil redaktionell unterstützen. Sein eigenes Blog läuft unter dem Namen ebbes laengsynt.Übrigens: Blogger und Blogleser aus der Region, aufgepasst! Wir suchen weitere Blogs aus der Region, die unbedingt mal auf ka-news vorgestellt werden sollten. Ganz egal ob Fotoblog, Modeblog, persönliches Blog oder Themenseite - wir sind gespannt auf Eure Vorschläge! Meldet Euch einfach über das ka-Reporter-Formular oder schreiben Sie Ihren Tipp als Kommentar unter diesen Artikel! Alle bisher vorgestellten Blogs gibt es hier.
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26.06.2013 15:29 Uhr
26.06.2013 13:44 Uhr
der Eine oder Andere mag sich (im ersten Moment!) unwohl fühlen, wenn ein aus Hamburg zugezogener Journalist den Karlsruhern erklären möchte, was und wie häufig man bloggen sollte oder könnte.
Und dann noch "verschlafen". (auf eine Pointierung oder Steigerung würde ich mich nicht mal einlassen).
ABER: Betrachtet es mal von der anderen, nämlich konstruktiven Seite. Ein Zugezogener aus einer anderen Stadt, ob Hamburg oder Timbuktu kann neue Impulse bringen. Ebbe ist nun mal ein anerkannter Journalist und Blogger mit einer großen Reichweite. Warum sollten die Karlsruher nicht von ihm lernen? Vielleicht kann er - vice versa - auch was von den Karlsruhern lernen
Und wie Ebbe korrekt sagt: Ein Interview ohne Selbstdarstellung ist nicht wirklich möglich. Und wer wöllte das? Immerhin gibt das den Lesern, den Interviewten näher kennen zu lernen.
Empfehle ich immer:
Einfach mit der betreffenden Person mal einen Kaffee trinken und diese *persönlich* kennen lernen!
LG Micha
26.06.2013 10:02 Uhr
26.06.2013 09:20 Uhr
Und mich würden die akademischen Kreise interessieren? Dort sollen Blogs ja beliebt sein - und Akademiker gibt es in KA ja wie Sand an Meer - da braucht es auch keine Ebbe.
25.06.2013 22:49 Uhr
Nun, da Ka - News bekannt ..... für Kompetenz ,Rechtschaffenheit , guten Journalismus ist ..... wundert mich der Beitrag von Herr Henkel nicht ! Also das Thema ist Egal .. aha.. wer nichts schreibt muss 5 € zahlen .. aha ..Können was bewirken... Und wenn nicht dann gibt's Bier ??!! Die Blogger Szene in Karlsruhe als verschlafen zu nennen.... ja ist klar !! Nun ... kann es sein das Blogger in Karlsruhe keine "FÜHRENDE" Hand benötigen ?!!!
Nun Herr Felix Neubueser und Herr Henkel .... Danke für die journalistische Interpretation .... die da gebrachte ist sehr informativ !
Med venlig Hilsen
25.06.2013 18:16 Uhr
25.06.2013 20:55 Uhr
Verpassen wir was? Keine Ahnung, es gibt wichtigeres.
25.06.2013 16:17 Uhr
25.06.2013 16:16 Uhr
25.06.2013 15:53 Uhr