Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen- und Volksbanken Versicherungen (R+V) war es, der die Debatte anstieß. "Als Versicherungsbranche werden wir früher oder später darüber nachdenken müssen, möglicherweise Tarife nach Impfstatus zu unterscheiden", sagte er in einem Interview mit t-Online.de. Privatpatienten, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind, könnten also möglicherweise bald höhere Tarife an ihre Versicherung zahlen.

Dies solle einem ähnlichen Ansatz folgen wie eine Tariferhöhung bei Rauchern - es entstünden vermeidbare Kosten bei einer schweren Corona-Erkrankung, da die Impfstoffe mittlerweile einer breiten Masse zugänglich sind.
Dieses Statement lieferte der ohnehin schon polarisierten Diskussion zum Thema Corona-Impfung noch weiteren Zündstoff. Daher entschließt sich ka-news.de genauer bei privaten und gesetzlichen Versicherungen nachzufragen, ob es konkrete Pläne für eine Beitragserhöhung für Ungeimpfte gebe.
"Der Impfstatus spielt keine Rolle"
Zunächst wenden wir uns dabei an den Verband der privaten Krankenversicherungen (PKV), der deutschlandweit insgesamt 22 private Krankenversicherungen vertritt. "Der Corona-Impfstatus der Versicherten spielt in den PKV-Tarifen keine Rolle, ebenso wenig andere Impfungen. Im PKV-Verband werden auch keine Überlegungen angestellt, daran etwas zu ändern", teilt ein Sprecher des Verbandes mit.
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Diese Versicherungen sind Mitglieder der PKV (manche in mehreren Niederlassungen)Allianz
Alte Oldenburger
ARAG
AXA
Barmenia
Versicherungskammer Bayern
Concordia
Die Continentale
Debeka
DEVK
DKV
Envivas
Ergo
FAMK
Generali
Gothaer
Hallesche
Hansemerkur
HUK
Inter
KUK
Liga
LKH
LVM
Mecklenburgische
Münchener Verein
Nürnberger
Ottonova
VGH
R+V
Signal Iduna
Sono
St. Martinus
SDK
UKV
Universa
VRK
Vigo
Württembergische
Weitere Kommentare, ob der Impfstatus die Krankenversicherungstarife zukünftig beeinflussen könnte, wollte die PKV nicht abgeben. Die R+V selbst, ebenfalls Mitglied des Verbandes, führe ebenfalls keine Absichten, die Idee einer Beitragserhöhung für Ungeimpfte konsequent zu verfolgen. Rollingers Aussage sei viel mehr als "Anstoß zu einer breiteren Debatte gedacht". Eine Debatte, die jedoch viele - auch gesetzliche Krankenversicherungen bereits erreicht hat.
Um neben den Privatversicherungen auch diese gesetzlichen Krankenkassen nicht außer Acht zu lassen, wendet sich ka-news.de zusätzlich an die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Baden-Württemberg, die auch für Karlsruhe zuständig ist. Wie sieht sie die Möglichkeit einer Beitragserhöhung für Versicherte ohne Corona-Impfung?
"Das Solidaritätsprinzip ist ein hohes Gut"
"Sondertarife, die sich an spezifischen Krankheiten oder Risikofaktoren orientieren, erscheinen mir nicht sinnvoll", lautet ein Statement von Johannes Bauernfeind, dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Baden-Württemberg. "Das Solidarprinzip ist bei einer gesetzlichen Krankenversicherung ein hohes Gut. Im Krankheitsfall übernimmt die Solidargemeinschaft der Beitragszahler die Kosten unabhängig vom individuellen Risiko oder Lebensstil."

Das gelte sowohl für die Behandlung einer Covid-Erkrankung als auch für die Behandlung anderer Krankheiten. "Aus diesem Grund diskutieren wir auch nicht über Sondertarife für Raucher oder Freizeitsportler mit erhöhten Unfallrisiken", erklärt Bauernfeind. Gleichzeitig betont der Vorstandsvorsitzende, dass "die Impfung ist der einzige erfolgversprechende Weg aus der Corona-Pandemie ist."

Wer sich impfen lasse, der "schützt sich und andere und übernimmt damit gesellschaftliche Verantwortung. Wer sich impfen lassen könnte und es dennoch nicht tut, gefährdet nicht nur sich, sondern auch sein Umfeld und entzieht sich somit dieser gesellschaftlichen Verantwortung", meint Bauernfeind weiterhin.
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