Karlsruhe Straßenbahnunfall: KVV gibt neue Details bekannt
Am Donnerstagmittag gegen 11.30 Uhr kam es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Straßenbahnen in der Nähe des Kongresszentrums. Dabei hat es zahlreiche Verletzte gegeben, darunter zwei Schwerstverletzte.
Bei den Bahnen handelt es sich um die Linie 2 und einen Eilzug S4. Nach Informationen der Polizei gab es 27 Verletzte. Sechs Personen erlitten schwerste Verletzungen, darunter die beiden Fahrer, die zunächst eingeklemmt waren. Sie schwebten beide in Lebensgefahr und wurden am Nachmittag in unterschiedlichen Karlsruher Krankenhäusern operiert.
Nach Angaben der Polizei am Freitagmittag konnten die Straßenbahnfahrer inzwischen stabilisiert werden, so dass keine akute Lebensgefahr mehr besteht. Die Zahl der Verletzten hat sich inzwischen auf 35 erhöht, da sich weitere Personen mit leichten Verletzungen noch nach dem Unfall bei der Polizei gemeldet haben.
Auf einer für den Freitagnachmittag anberaumten Pressekonferenz hat der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) die Medien über weitere Einzelheiten informiert. Den Bericht finden Sie hier.
Beachten Sie hierzu auch das SWR-Video zum Thema.
KVV-Chef Casazza schließt menschliches Versagen nicht aus (Stand: Donnerstag, 14. Januar)
Wie auf der am Donnerstagnachmittag einberufenen Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, sind keine Kinder unter den Verletzten. Die Straßenbahn der Linie 2 war zum Unfallzeitpunkt mit 80 bis 90 Fahrgästen, die S4 mit 40 bis 50 Fahrgästen besetzt. Scheinbar hatte es kein größeres Bremsmanöver der Fahrer gegeben. Als Ursache schloss KVV-Chef Walter Casazza menschliches Versagen nicht aus.
Verkehrspolizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen, um die Unfallursache zu klären. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz konnte noch kein vollständiger Sachverhalt wiedergegeben werden. Nach ersten Erkenntnissen der Verkehrsbetriebe hatte die Weichenanlage korrekt funktioniert. Möglicherweise sei ein Weichensignal nicht beachtet worden, dies sei jedoch bislang unbestätigt, so Casazza am Donnerstagnachmittag.
Die Linie S4, die am Ettlinger Tor planmäßig geradeaus fahren sollte, hatte zum Abbiegen in die Hermann-Billing-Straße nach links angesetzt, da die Weichen entsprechend eingestellt waren. Wie Ralf Messerschmidt vom Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) erklärte, sei das Weichensignal bei Ankunft der Einsatzkräfte dunkel gewesen, das heißt, es hatte keine Fahrt geradeaus angezeigt.
Schwierige Rettung
Es müsse noch geprüft werden, ob das Signal zum Zeitpunkt des Unfalls bereits diese Anzeige trug. In diesem Fall hätte der Fahrer daraus schließen müssen, dass die Weichen "keine korrekte Endlage" hatten, er hätte diese also nicht befahren dürfen. Zur Klärung würden die Unfalldatenspeicher der beiden Bahnen ausgewertet.
Nach ein paar Minuten wurden die Türen freigegeben (...) Die S4 war in eine entgegenkommende Bahn der Straßenbahnlinie 2 (Richtung ZKM) geprallt."
Zuerst waren die Rettungskräfte davon ausgegangen, dass die Bahnen zur Rettung der Fahrer auseinander gezogen werden müssten. Dies war dann jedoch nicht nötig, der zweite Fahrer konnte um 13.10 Uhr befreit werden. Wie Roland Goertz, der Leiter der Feuerwehr Karlsruhe, auf der Pressekonferenz berichtete, war die Rettung aufgrund der sehr engen räumlichen Verhältnisse schwierig. Die Unglücksstelle wurde weiträumig abgesperrt, Umleitungen wurden eingerichtet.
Polizeidirektor Lay: "Schwerster Unfall der letzten Jahre"
Um 14.30 Uhr waren die Straßenbahnwracks noch immer nicht auseinandergezogen. "Das kann sich noch sehr lange hinziehen", so die Einschätzung von Klaus Überall, Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe. Wie auf der Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, soll die Sperrung noch bis etwa 20 Uhr andauern. Der Staatsanwalt und ein Sachverständiger waren bereits am frühen Nachmittag vor Ort.
Polizeidirektor Roland Lay sprach vom "schwersten Unfall der letzten Jahre". Betroffen zeigte sich auch Bürgermeister Klaus Stapf. "Das ist das schwerste Ereignis, an das mich erinnern kann in Karlsruhe." Er versicherte, dass genaue Untersuchungen die Unfallursache möglichst bald klären sollen.
Die Feuerwehr war mit 70 Mann im Einsatz, der Rettungsdienst mit 15 Fahrzeugen, zwei Rettungshubschraubern und 50 Einsatzkräften, die Polizei mit 80 Mann und 20 Fahrzeugen. Letztere hatten die Absperrung der Straßen übernommen und auch die Schaulustigen vom Unfallort separiert. Der Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen der Verkehrsbetriebe auf etwa 500.000 Euro.
Eine Übersicht über Straßenbahnunfälle in den vergangenen Jahren finden Sie in unserem Dossier "Straßenbahnunfälle in Karlsruhe"












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