Berlin Lockdown bis Mitte Februar: Sinkende Corona Zahlen sind "sehr ermutigend"
Für den Kampf gegen die Pandemie bleiben massive Beschränkungen des Alltagslebens bestehen - so haben es Bund und Länder beschlossen. Doch trotz sinkender Zahlen mahnt die Kanzlerin dazu, nicht nur auf erste Entspannungszeichen zu setzen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat trotz sinkender Corona-Zahlen eindringlich für den längeren Lockdown bis in den Februar geworben und vor andernfalls drohenden Rückschlägen gewarnt. Es sei "sehr ermutigend", dass sich die aktuelle Lage zu entspannen beginne, sagte sie in Berlin.

Man dürfe aber nicht warten, bis sich eine neue, wohl ansteckendere Virus-Variante ausbreite und in den täglichen Zahlen niederschlage. "Dann wäre es zu spät, um eine dritte Welle der Pandemie und gegebenenfalls eine noch heftigere als jemals zuvor zu verhindern."
Merkel sicherte erneut zu, die Impfungen in Deutschland möglichst schnell voranzubringen.
Belegung der Intensivstationen geht zurück
Im Zuge der verstärkten Suche nach den neuen Virus-Mutanten hat es in Deutschland inzwischen weitere Treffer gegeben. Dem Robert Koch-Institut wurden bislang 28 Nachweise der Variante B.1.1.7 aus sieben Bundesländern gemeldet, wie eine Sprecherin mitteilte.
Diese Variante war erstmals in Großbritannien aufgetaucht und gilt als besonders infektiös. Für die Variante, die sich zunächst in Südafrika stark verbreitete, waren dem RKI insgesamt 17 Fälle aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bekannt.
Die Meldungen können beim RKI aber zeitverzögert ankommen.

Merkel betonte, es seien "gute Nachrichten", dass die täglichen Neuinfektionen und die Belegung der Intensivstationen endlich zurückgingen. "Das zeigt, dass die harten Einschnitte, die die Menschen in Deutschland seit Wochen auf sich nehmen müssen, sich auszuzahlen beginnen", sagte die Kanzlerin.
Die Zahl der neuen Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sank nun auf 119 und damit den niedrigsten Wert seit 1. November, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag bekannt gab. Kurz vor Weihnachten (22.12.) hatte der Höchststand bei 197,6 gelegen.

Zugleich gebe es aber noch "erschreckend hohe Todeszahlen", sagte Merkel. Das mutierte Virus sei in Deutschland noch nicht dominant. "Trotzdem müssen wir diese Gefahr sehr ernst nehmen. Das kann ich jedenfalls uns allen nur raten."
Die Ausbreitung müsse so weit wie möglich verlangsamt werden.
Keine Ausnahmen für bereits Geimpfte
Angesichts von Kritik an langsam anlaufenden Impfungen sagte Merkel: "Ich verstehe die Ungeduld."
Wenn alles wie zugesagt erfolge, könne man es schaffen, "bis Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot zu machen", bekräftigte sie mit Blick auf geplante Lieferungen und Zulassungen weiterer Impfstoffe - und der Sommer gehe kalendarisch bis 21. September.

Sie betreibe kein Werk für Impfstoffe und könne daher die Produktion selbst nicht garantieren. Die Bundesregierung unterstütze aber etwa den Aufbau eines Werks des Herstellers Biontech in Marburg, das mehr Kapazität schaffe.
Merkel betonte die Erwartung, dass für das erste Quartal insgesamt zugesagte Liefermengen trotz Umbauten in einer Abfüllanlage des Biontech-Partners Pfizer kommen.
Merkel wandte sich dagegen, dass es für Geimpfte bereits Ausnahmen von Corona-Beschränkungen geben könnte. "Wir wissen nicht, ob der Geimpfte andere anstecken kann. So lange stellt sich die Frage von Privilegien überhaupt nicht."

Mit Blick auf mögliche Lockerungen sagte sie, man könne bei einem Niveau von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nicht wieder alles aufmachen. "Eine Priorität für mich ist ganz klar, dass zuerst Kitas und Schulen wieder geöffnet werden müssen." Sie stünden auf Rang eins, das sei völlig unstrittig.
Kritik wegen fehlender "Langfriststrategie"
Aus der Opposition kam Kritik. FDP-Chef Christian Lindner warf Merkel vor, die Bürger weiter im Unklaren über eine "Langfriststrategie" zu lassen. Sie setze «auf das Prinzip Vorsorge, ohne eine ausreichende Datengrundlage insbesondere über die Corona-Mutationen zu haben", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte: "Lockdown-Verlängerungen in Serie und ohne Aussicht auf ein Ende haben die Geduld der Bürger erschöpft." es brauche sei eine "realistische und verlässliche Exit-Strategie".
Nötig seien auch freiwillige Impfmöglichkeiten für alle Impfbereiten und Schutz für besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen.
© dpa-infocom, dpa:210121-99-120128/5
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22.01.2021 20:32 Uhr
Was bildet sich die Regierung da eigentlich ein? Hoffentlich klagen einige der Geimpften vor dem Bundesverfassungsgericht.
23.01.2021 13:06 Uhr
22.01.2021 18:40 Uhr
22.01.2021 17:10 Uhr
Der Erich H. würde vor Freude im Grab tanzen wenn er mitbekommen würde wie erfolgreich seine beste Schülerin ist.
Er musste die Menschen mit Gewalt zwingen im Land zu bleiben, sie schafft es dass die Menschen nicht mal mehr das Haus verlassen, und das sogar freiwillig. Und ihr auch noch dankbar dafür sind.
23.01.2021 12:43 Uhr
Auch die immer wieder angefuehrten Vergleiche mit der DDR sind nicht berechtigt. Offensichtlich ist einigen hier im Forum der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur nicht so ganz klar. In einer Diktatur wäre man fuer derartige Äußerungen verfolgt worden, in einem Rechtsstaat wie unserem sind sie erlaubt.
Die Bundeskanzlerin als "beste Schuelerin" von Erich H(onecker) zu bezeichnen, grenzt schon an Beleidigung.
Ich halte die Maßnahmen eher fuer zu mild und daher ziehen sie sich in die Länge, es gibt einfach zu viele Infektionsmöglichkeiten. Ein kurzer, harter Lockdown wäre fuer alle, sowohl die Menschen als auch die Wirtschaft, erträglicher gewesen.
25.01.2021 18:03 Uhr
Klar geht die Zahl der Infizierten zurück wenn sich die ganze Welt für einen Monat daheim einschließt. Aber sicher nur kurzfristig, und danach werden die Zahlen wieder sprunghaft ansteigen. Siehe Irland.
Selbst wenn die ganze Welt sich für ein halbes Jahr zurückzieht und dann jeder Überlebende virusfrei ist, selbst dann besteht die Gefahr weiter. Denn das Virus lässt sich tiefgekühlt lange lagern und ich kann mir gut vorstellen dass es tausende Tiefkühltruhen gibt in denen sich noch Viren befinden. Und wehe dem der sich dann im Sommer ein Eis holt ...