Karlsruhe Klinik-Chef Geißler mit Lockdown-Ergebnis unzufrieden: "Nur Verschlechterung verhindert"
Seit mehreren Monaten beeinflusst das Corona-Virus das alltägliche Leben. Mit zahlreichen Einschränkungen und konnte die Lage in der aktuell "zweiten Welle" stabilisiert werden - doch wohin geht der Trend? Von den Anfängen bis heute: Jede Woche gibt es einen Überblick über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Karlsruhe und einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen.
1. Aktuelle Corona-Lage: Neuinfektionen sinken - aber nur langsam
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Die Corona-Lage im Stadt- und Landkreis Karlsruhe bleibt weiterhin angespannt. Waren in der vergangenen Woche noch 818 Personen in der Fächerstadt mit dem Virus infiziert, sind es am Freitag, 4. Dezember, 750. Damit ist die Anzahl der Infizierten innerhalb einer Woche um 68 Personen gesunken. Der 7-Tage Inzidenzwert liegt in Karlsruhe bei 97,7.

Deshalb warnt das Robert Koch Institut (RKI) in seinem aktuellsten Lagebericht: Aktuell ist weiterhin eine hohe Anzahl an Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert.
Klinikum sieht sich für Feiertage gerüstet
Wie in den beiden zurückliegenden Wochen befindet sich das Städtische Klinikum nach wie vor in Pandemiestufe drei. Das bedeutet: Aktuell sind 10 Covid-19 Patienten auf der Intensivstation untergebracht, wovon sechs beatmet werden müssen.
Die Zahl der Corona Patienten, die nicht auf der Intensivstation liegen, pendelt zwischen 40 bis 50 Personen. Kurzum: Eine Station ist komplett mit Covid-19 Patienten belegt.

"Wir sind weiterhin auf einem hohen Niveau", erklärt Klinik-Chef Michael Geißler auf der wöchentlichen Pressekonferenz des Klinikums am Freitag. "Aber es ist von der Belastung her gut zu stemmen, solange wir nur bei dieser einen Station bleiben."
Auch für die Feiertage sieht sich das Klinikum gerüstet. "Wenn es so bleibt, dann haben wir eine Situation, die wir mehrere Wochen durchhalten können", so Geißler. "Die Versorgung ist unabhängig von Weihnachten und Silvester gegeben."

Dennoch ist der Klinik-Chef mit den Auswirkungen des Lockdowns nicht zufrieden: "Der Lockdown sollte zur Verbesserung führen, aber bisher haben wir nur eine Verschlechterung verhindert."
Personal kehrt aus Quarantäne zurück
Erfreuliche Nachrichten gibt es derweil beim Personalwesen des Klinikums: Viele Mitarbeiter, die aus Krankheitsgründen - unter anderem Covid-19 - nicht zur Verfügung standen, kehren nun zu ihrer Arbeitsstelle zurück.
Somit konnten sogar zwei Stationen wiedereröffnet werden, die wegen Personalmangel unter Verschluss bleiben mussten.
Josef Hug, Geschäftsbereichsleiter der Pflegedirektion und Prokurist, ist optimistisch: Falls möglich, soll das Städtische Klinikum bis Weihnachten sogar wieder als Maximalversorgungszentrum agieren können. Also ohne größere Einschränkungen.
Konzept zur Patientenverlegung liegt vor
Ein Punkt, den der Klinik-Chef immer wieder kritisiert hatte: Ein fehlendes Konzept bezüglich der Verlegung von Covid-19 Patienten. Doch das soll nun der Vergangenheit angehören: "Wir waren die letzten Wochen sehr stark dahinter, mit dem Sozialministerium ein Konzept zu erarbeiten, um Patienten besser verlegen zu können", erklärt Geißler.

Dieses Konzept sieht vor, dass es sechs Versorgungshochburgen gibt. Darunter zählen neben Karlsruhe auch Heidelberg, Ludwigsburg, Stuttgart, Ulm und Tübingen. Die Leitung dieses "hochregularen Netzwerkes zur Aufnahme von Covid-19 Patienten" übernimmt das Städtische Klinikum. "Dieses Konzept hilft dabei jetzt alle Patienten so verlegen zu können, sodass alle gleich gut behandelt werden können", so Geißler.
2. Entwicklungen der Neuinfektionen in Karlsruhe
Im Verlauf der Corona-Pandemie hat Karlsruhe nun seinen dritten großen Höhepunkt hinter sich. Wie die Grafik zeigt, kletterte die Rate der Neuansteckungen aufgrund privater Veranstaltungen wieder in die Höhe. Durch einen erneuten Lockdown beginnen die Neuinfektionen nun leicht zu sinken.
Neben den Lockerungen der Corona-Verordnungen im Sommer ist der vorangegangene Anstieg inzwischen auf Privatfeiern zurückzuführen. Reiserückkehrer spielen laut Gesundheitsamt nahezu keine Rolle mehr. Corona-Infektionen im Schulbetrieb halten sich bis dato in Grenzen.
3. So erfolgreich waren die Maßnahmen in Karlsruhe
Ob Schließung des Einzelhandels, Fernunterricht oder die Maskenpflicht: All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Wie die Grafik zeigt, haben die verschiedenen Beschränkungen jeweils ihre Wirkung entfaltet.
Jeweils rund eine Woche nach Einführung der Restriktionen war die Zahl der Neuinfizierten rückläufig. Dieser zeitliche Verzug ist durch die Inkubationszeit zu begründen. Im Mittel beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Covid-19 laut dem RKI fünf bis sechs Tage. In anderen Worten: Sollte es aufgrund der Vernachlässigung der Corona-Vorschriften zu vermehrten Ansteckungen kommen, kann dies erst rund eine Woche später an den Zahlen abgelesen werden.
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06.12.2020 09:49 Uhr
Es kann nicht sein, dass wir Gastronomen und etliche weitere Branchen in den wirtschaftlichen Ruin treiben, während bestimmte Gruppen durch ihr Verhalten ganz offen zeigen, dass ihnen unsere Regeln völlig egal sind... und sich weder Ordnungsamt noch Polizei auch nur im Geringsten dafür interessieren.
Ich war immer gegen überzogene Maßnahmen, und das bin ich nach wie vor. Aber die Maßnahmen immer weiter zu verschärfen, während sich einige Gruppen einen Dreck um alle bestehende Vorschriften scheren, das ist jetzt wirklich das Letzte.
06.12.2020 11:01 Uhr
Da macht man lieber Ausgangssperren für alle statt das man sich diese Männer vornimmt. Dann ist für uns das Leben schlimmer als in der DDR, aber ist ja Merkel und Söder und Kretschmann egal.
06.12.2020 12:11 Uhr
06.12.2020 11:00 Uhr
05.12.2020 21:46 Uhr
Es ist schön, wenn die Versorgung trotzdem gut funktioniert. Es ist zumutbar, auf einen Elektiveingriff bis zum Abklingen der Pandemie im Frühjahr zu warten.
Ich vermisse die Aussage, dass es gemessen an der Anzahl der aufgenommenen Covidpatienten viel weniger schwere Verläufe als im Frühjahr und ein viel besseres Outcome gibt. Es gibt keinen Grund, noch härtere Maßnahmen zu fordern.
05.12.2020 22:01 Uhr
07.12.2020 11:14 Uhr
06.12.2020 08:20 Uhr
Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen des Jahres 2020
06.12.2020 12:10 Uhr
06.12.2020 14:09 Uhr