Karlsruhe FDP-Fraktion überzeugt: Mentrups Staatstheater-Kurswechsel ist reine Wahlkampftaktik
Das Badische Staatstheater kommt nicht zur Ruhe. Wie aus einer Pressemitteilung der Stadt Karlsruhe und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst hervorgeht, empfehlen Oberbürgermeister Frank Mentrup und Kunstministerin Theresia Bauer eine Vertragsauflösung mit Generalintendant Peter Spuhler. Dieser wäre grundsätzlich bereit, auf eine dritte Intendanz-Periode zu verzichten. Die Karlsruher Fraktionen von CDU, Freie Wähler/Für Karlsruhe und FDP reagieren teils empört.
Donnerstag
19:19FDP und FW/Für KA nehmen Stellung
"Wir begrüßen den Schritt, sich vom bisherigen Generalintendanten zu lösen. Von Anfang an hatten wir eine Beurlaubung, dann, nach weiteren Gesprächen eine Trennung gefordert. Wir glauben, dass nur dies einen Neuanfang für das Badische Staatstheater, die Belegschaft und die Führungskultur ermöglicht", erklärt die Gemeinderatsfraktion Freie Wähler/Für Karlsruhe am Donnerstag in einer Pressemeldung.
Anders sieht das die FDP-Fraktion. Sie teilt die Meinung der CDU-Fraktion und attestiert Stadt und Land ein "miserables Krisenmanagement", wie es in einer Pressemitteilung heißt. "In dieser nunmehr völlig verfahrenen Lage kann eine für alle Beteiligten erträgliche Lösung nur noch darin bestehen, dem Verwaltungsrat eine Vorlage zu erarbeiten, die die sofortige Freistellung des Generalintendanten mit einer in der Höhe vermittelbaren Abfindung festschreibt."

Fraktionsvorsitzender Tom Høyem vermutet demnach in dem Kurswechsel von Ministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Frank Mentrup einen Versuch, "noch schnell und 'zufällig' in Wahlkampfzeiten von dem Generalintendanten abzurücken".
Man habe Spuhler öffentlich faktisch das Vertrauen entzogen, "ohne die wichtigsten Fragen beantworten zu können" - etwa, warum man mit dieser Sache bereits an die Öffentlichkeit gehe, obwohl die Trennung offiziell noch gar nicht feststeht oder wie teuer die Trennung für den Steuerzahler wird.
Und: "Will man es den Beschäftigten des Staatstheaters, aber auch dem Generalintendanten selbst zumuten, das Theater noch bis Mitte 2021 leiten zu müssen, wo er doch offensichtlich in den Augen der Entscheider trotz 'Bewährungsfrist' seine Führungseignung nicht nachweisen konnte?", fragt die FDP-Fraktion weiter. Zur Lösung müsse es statt "Ministermonologen" nun einen "echten Dialog" geben.
Mittwoch
17:48CDU-Fraktion reagiert mit "Fassungslosigkeit"
Die CDU-Fraktion reagiert mit Fassungslosigkeit auf den plötzlichen Zickzackkurs des Oberbürgermeisters Frank Mentrup und der Kunstministerin Theresia Bauer in der Frage um die Generalintendanz von Peter Spuhler am Badischen Staatstheater.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Detlef Hofmann, erklärt: "Der Oberbürgermeister und die Ministerin haben bislang auf Biegen und Brechen an Peter Spuhler festgehalten. Sie sind somit der Fürsorgepflicht gegenüber allen anderen Mitarbeitern des Staatstheaters nicht nachgekommen."
Laut Hofmann war diese Hinhaltetaktik für die Karlsruher Kulturszene unzumutbar und hat zu einer unerträglichen Situation am Badischen Staatstheater geführt.

Die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Rahsan Dogan, ist entsetzt: "Die Verfahrensweise, jetzt mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit zu gehen, ohne die kommunalpolitischen Gremien miteinzubeziehen, ist unzumutbar. Es scheint so, dass insbesondere Herr Mentrup aus reiner Wahlkampftaktik jetzt, nachdem er monatelang die Entscheidung zu Lasten der Mitarbeiter verschleppt hat, diesen längst überfälligen Schritt geht. Dies ausschließlich aufgrund des Drucks von außen und der bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl. Alle anderen Kandidaten hatten sich bereits klar positioniert."
Erfreut zeigt sich CDU-Fraktion, dass jetzt Klarheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herrscht und sie sich wieder auf ihr künstlerisches Wirken konzentrieren können.
13:41Mentrup und Bauer empfehlen Auflösung
Nach zahlreichen Gesprächen am Badischen Staatstheater werden Kunstministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Frank Mentrup dem Verwaltungsrat empfehlen, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen. Spuhler hat dazu seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt und würde dann im Sommer 2021 ausscheiden. Am 30. November werden Verwaltungsrat, Oberbürgermeister und Ministerin zusammenkommen.
Land und Stadt bitten um Zustimmung
Land und Stadt als Träger werden den Verwaltungsrat um Zustimmung bitten, die Bedingungen für eine solche Auflösung im Einvernehmen mit Peter Spuhler zu klären.

Die im Verwaltungsrat im Juli 2020 beschlossenen Maßnahmen am Badischen Staatstheater werden konsequent umgesetzt. Dem Verwaltungsrat wird in seiner Sitzung am 30. November einen Verfahrensvorschlag zur Überprüfung und Verbesserung der Führungs- und Entscheidungsstrukturen vorgelegt.
Keine Auswirkungen für restlichen Mitarbeiter
Die Beendigung des Vertragsverhältnisses mit dem Generalintendanten hat keine Auswirkungen auf die laufenden Verträge mit den Sparten- und Abteilungsleitungen. Diese gehen über den Sommer 2021 hinaus und stehen nicht zur Disposition. Hier wird von personeller Kontinuität ausgegangen. Peter Spuhler ist seit September 2011 Generalintendant des Badischen Staatstheaters.
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19.11.2020 14:41 Uhr
19.11.2020 13:46 Uhr
19.11.2020 13:00 Uhr
18.11.2020 22:00 Uhr
18.11.2020 21:32 Uhr
Wie und von wem wurde die Sorgfalt gegenüber den Mitarbeitern des Theaters vor der OB-Wahl in den letzen Jahren wahrgenommen? Kein Erbarmen mit Herrn Spuhler! Theater, Opernball, Musiktheater, zur Wüste kaputt getteten! Endlich Ade ist wirklich gut, kommt allerdings Jahre zu spät, aber offenbar in einem taktischen Versuch kurz vor der Wahl! Durchsichtiger gehts nicht! Mein Beileid OB!
18.11.2020 19:42 Uhr
Für mich ein Signal, ihn schnell abzuwählen. Genug ist genug.
18.11.2020 19:38 Uhr
18.11.2020 19:15 Uhr
18.11.2020 18:23 Uhr
19.11.2020 03:46 Uhr
Zuerst war das im Theater der Personalrat. Aus meiner Sicht hätte es von dort an den Kulturdezernenten gehen können, wenn der nicht regiert an den OB, der das aber sowieso wieder zurück an den zuständigen Dezerneten weiterleitet. Eine Fehleinschätzung gab es auf mehreren Ebenen und Stadträte hätten die Aufgabe das zu kontrollieren. Wie aber, falls sie nur ungenaue Auskünfte bekommen?
Im August meinte der Ob im Interview mit dem swr noch, dass einige Frustrierte an die Öffentlichkeit gehen und nicht wissen, wie sehr das der Kulturstadt schaden kann. (Nestbeschmutzervorwurf)
Für seine Bemerkung über die "Freunde" hat er sich später entschuldigt. Das war aber nicht die einzigste etwas schräge Bemerkung. Käuflein ist auch kein Heiliger, vielleicht eher nur ein Schein davon.