Karlsruhe Unfallschwerpunkt vor der Baustelle: Wie es auf der A5 zu drei tödlichen Unfällen kam und das künftig verhindert werden soll
Die Baustelle auf der A5 zwischen Ettlingen und Rastatt war gerade mal ein paar Tage eingerichtet, da krachte es am 27. Juni gegen 6.30 Uhr vor der Baustelle. Ein Reisebus aus Bayern war in einen Mülllaster gefahren, wahrscheinlich wegen Unachtsamkeit fuhr er im stockenden Verkehr auf. Das sollte nicht der einzige, teils schwere Unfall im Bereich der Baustelle bleiben. Drei tödliche Unfälle sollten sich auf der A5 ereignen - über die Gründe und wie man Unfälle verhindern kann, haben wir mit Polizei und ADAC gesprochen.
Die gute Nachricht: Die Baustelle ist fertig, die Pendler haben seit Sonntag wieder freie Fahrt und auf etwas mehr als zehn Kilometern hat die A5 nun einen neuen Fahrbahnbelag. Die weniger gute Nachricht: In den knapp fünf Monaten, die die Bauarbeiten gedauert haben, hat es 124 mal gekracht. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, 15 wurden schwer und 102 leicht verletzt. So liest sich die Bilanz der Baustelle zwischen Ettlingen und Rastatt.
"Die Zahlen sind besser als letztes Jahr, denn wir haben aus der Baustelle gelernt", sagt Wolfgang Ott, Hauptkommissar im Stabsbereich Verkehr bei der Polizei Karlsruhe. Beispielsweise die Leitschwellen auf der Überleitung von der A8 auf die A5 Richtung Süden.

Etwa 100.000 Fahrzeuge sind jeden Tag in diesem Streckenabschnitt unterwegs, macht für die Dauer der Baustelle etwa 15 Millionen Autos. "Die haben wir alle gut durch die Baustelle bekommen, daher kann man sagen, dass es mit der 4-0-Verkehrsführung gut geklappt hat", sagt Ott gegenüber ka-news. Er ist für alles, was die Autobahn bei der Polizei betrifft, zuständig. Auch wenn es im Schnitt fast jeden Tag einen Unfall gab, bei dieser Menge an Fahrzeugen scheinen die knapp 130 Unfälle sehr wenig.
Viele Unfälle vor der Baustelle
Gründe für Unfälle gibt es viele, doch auffällig ist, dass sich viele Unfälle noch vor der Baustelle ereignet haben. "Oft ist es Unvernunft, wenn sich die Spuren verengen. Da sitzt jeder wie in einem Panzer und will keinen Platz machen", so der Hauptkommissar weiter. Dieser Bereich, so die Erkenntnis, ist eher ein Unfallschwerpunkt als in der Baustelle selbst. "Da fließt der Verkehr wieder und es passiert vergleichsweise wenig!"

Das es oft an den Fahrern selbst liegt, dass sich gerade vor der Baustelle ein Stau bildet, bestätigt auch Thomas Hätty, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden. "Oftmals wird in der Baustelle nicht die vorgegebene Geschwindigkeit eingehalten und insbesondere die Lkw-Fahrer halten nicht den gebotenen Abstand und versuchen, bis kurz vor der Baustelle noch zu überholen. Wenn sie dann wieder auf die rechte Spur fahren wollten, kommen sie zum Stehen und verursachen so den Stau!"

Unachtsamkeit und menschliches Versagen als Unfallursache
Neben der Unvernunft ist es aber auch die Unachtsamkeit, die zu teilweise schweren Unfällen führt. So geschehen bei dem Unfall mit einem Reisebus Ende Juni bei Ettlingen. Hier kam die Reiseleiterin ums Leben, viele der Insassen und der Fahrer wurden teilweise schwer verletzt.

Einen Monat später starb ein Mann in einem Kleinlaster. Ein Lkw war ungebremst auf das Stauende vor der Anschlussstelle Ettlingen gefahren und schob den Kleinlaster in einen davorstehenden Laster.

"Wir wollen nicht lügen,wir hatten noch einen dritten tödlichen Unfall, der sich erreignete, als die Baustelle noch eingerichtet wurde. Da kam ein Lkw-Fahrer ums Leben", erklärt der Polizeibeamte. Auch dieser tragische Unfall zählt in die Statistik der Baustelle. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es in der Baustelle einen tödlichen Unfall.
Obwohl sich viele Unfälle schon vor dem eigentlich Baustellenbereich ereignet haben, auch in der Baustelle kam es immer wieder zu Zwischenfällen. "Da war die Auffahrt Karlsruhe-Süd Schuld", sagt Hauptkommissar Wolfgang Ott.
Bei Bedarf wird in der Verkehrsführung nachgebessert
An dieser Stelle haben sich vor allem zu Beginn der Bauarbeiten viele Unfälle ereignet. "Da wussten die Leute nicht, was sie machen sollten und sind statt auf den Verzögerungsstreifen der A5 direkt auf die rechte Spur gefahren." Als den Beamten aufgefallen ist, dass es hier häufiger scheppert, haben sie sich selbst ein Bild von der Situation gemacht. "Daher wurde in diesem Bereich zwei Mal die Verkehrsführung nachgebessert und so war dieser Schwerpunkt ebenfalls gebannt", so Ott gegenüber ka-news weiter.

Insgesamt sind Wolfgang Ott und seine Kollegen, ebenso wie Thomas Hätty vom ADAC, zufrieden mit dem Verlauf der Baustelle. "Das Baustellenmanagement der A5-Baustelle zwischen Karlsruhe und Rastatt für den rund zehn Kilometer langen Abschnitt war für die Autofahrer wesentlich besser als im Vorjahr", so der Mann vom ADAC gegenüber ka-news.

Stauwarnmelder sind "einmalig in Europa"
Laut Wolfgang Ott lag das auch an den Stauwarnmeldern, die teilweise schon mehrere Kilometer vor der eigentlichen Baustelle aufgestellt wurden, und bei Bedarf blinken. "Damit haben wir einen einmaligen Standard in Europa und dafür haben wir lange gekämpft, dass wir das so einrichten können", erklärt Hauptkommissar Ott im Gespräch mit ka-news weiter.




"Denn an einem Blechschild, dass kilometerweit vorher steht, ohne Blinklicht, das nimmt kaum einer wahr - denn mal ist ein Stau und mal ist keiner. Bei unseren Stauwarnmeldern kann ich mich aber drauf verlassen: Wenn die blinken, ist was auf der Strecke!"
"Jeder Verletzte und Getötete tut uns weh und ist einer zu viel", sagt Wolfgang Ott vom Stabsbereich Verkehr gegenüber ka-news nachdenklich. Um Unfälle zu vermeiden, planen Hauptkommissar Ott, die Feuerwehr und die Rettungsorganisationen gemeinsam mit dem Regierungspräsidium schon jetzt, wie die Baustelle ab Mai 2019 auf der A8 bei Wettersbach aussieht. "Wir geben uns jeden Tag Mühe, dass in der Autobahnbaustelle nichts passiert!"




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19.11.2018 20:49 Uhr
Ich habe es so erlebt, dass man sich fast jeden Tag auf zeitraubende Staus infolge von Unfällen im Baustellenbereich einstellen musste. Rechnet jemand die verlorene Zeit und die Kosten aus, die vermutlich Millionen von Autofahrern in diesen 5 Monaten hinnehmen mussten? Zusätzlich zu den Unfallkosten? -Zig Millionen. - Skurril fand ich zu guten Zeiten die Anzeigen "7 Minuten" und "3 Minuten bis Ende", die bei tatsächlichen Fahrstrecken bis zum Baustellenende von 11 bzw. 5,5 km in regulärem Tempo gar nicht gefahren werden konnten; was sollte das denn? Andere Displays ("B3"?) fand ich unmöglich zu erfassen.
13.11.2018 21:27 Uhr
Brummifahrer die mit mehr als 90 Km/h unterwegs sind. PKW -Fahrer die sich wie Rowdys benehmen.
Tempolimits und Überholverbote werden grundsätzlich ignoriert.
Macht an diesen neuralgischen Schwerpunkten einfach mehr Kontrollen.
Bei Verstößen einfach mal richtig bestrafen.Selbst jetzt auf der fertigen Neubaustrecke werden
Tempolimits nicht eingehalten.Das trifft Brummi´s wie PKW´s gleichermaßen.
Es herrscht keine Kultur mehr unter den Fahrzeugführern.Das ist der Punkt.
15.11.2018 01:32 Uhr
15.11.2018 21:07 Uhr
Hast wohl sonst keine Schwächen oder ??
13.11.2018 16:27 Uhr
Jeder, der zu schnell ist, zu wenig Abstand hält, mit dem Handy spielt oder nicht im Reißverschluss einordnen kann soll mal deftig zur Kasse gebeten und evtl mit Fahrverbot belangt werden.
Nur so ist es in die dumpfen Schädel zu bekommen! Die Kameras hätten sich nach Tagen bezahlt...
13.11.2018 13:31 Uhr
13.11.2018 14:27 Uhr
13.11.2018 13:05 Uhr
Und sich Mühe geben allein reicht bei weitem nicht aus.
Vor Beginn der Arbeiten wurde viel von Nachtarbeit gesprochen.
Als täglicher Pendler habe ich davon so gut wie nichts gesehen.
Ach doch, die Dixi-Klo`s wurden hin und wieder am frühen Morgen gewechselt.
Aber sonst, gähnende Leere auf der Baustelle in der Nacht.
Zumal bei den Temperauren für die Arbeiter tagsüber sicherlich kein Vergnügen war,
in der prallen Sonne bei dem Verkehr.
Klar, es gibt und gab auch unvernünftige Autofahrer, gerade bei den ausländischen
LKW Trucker. Aber auch hier versagt das Verkehrsmanagement.
Wann endlich werden Bremsassistenten Pflicht?
Bitte liebe Verantwortliche hört auf mit Selbstgefallen oder tretet von euren Ämtern zurück,
wenn ihr auch nur ein wenig Charakter habt.
Der Vorgängerbericht bringt es voll und ganz auf den Punkt!
13.11.2018 07:50 Uhr
Warum werden osteuropäische Schleudern und Rostlauben überhaupt noch auf deutschen Autobahnen zugelassen? Tote für den freien Markt. Super! Was haben wir nur für Politiker?
13.11.2018 18:07 Uhr