Karlsruhe Über 300 Millionen Euro: So teuer wird die Sanierung des Badischen Staatstheaters
Erstmals liegen die Zahlen zu den voraussichtlichen Gesamtkosten der Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters (BST) in Karlsruhe vor. Insgesamt ergibt sich nun ein Kostenrahmen von 270 bis 325 Millionen Euro.
Erstmals nach Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses aus dem Jahr 2014 liegen die Zahlen zu den voraussichtlichen Gesamtkosten der Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters (BST) in Karlsruhe vor. Diese bilden neben den eigentlichen bereits bekannten Baukosten nun auch die Bauherrenrisiken ab sowie nutzerspezifische Kosten (z.B. Ausstattung), zusätzliche bauliche Maßnahmen wie die Gestaltung des Theatervorplatzes, die Baupreissteigerung seit der Wettbewerbsauslobung bis zur geplanten Umsetzung und die während der Bauzeit erforderlichen Kosten zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs, so die Stadt Karlsruhe in einer Pressemitteilung.
Tragweite und Umfang des Projekts
Insgesamt ergibt sich damit nun ein Kostenrahmen von 270 bis 325 Millionen Euro (Vollkosten) für die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe auf der Grundlage des Siegerentwurfs aus dem Wettbewerb von Delugan Meissl Architekten. "Im Gegensatz zu den ersten bisher vorliegenden Zahlen und im Zuge der weiteren Konkretisierung des Bauvorhabens haben wir jetzt erstmals eine Gesamtbetrachtung aller Kostenfaktoren. Der uns jetzt vorliegende Kostenrahmen zeigt die Tragweite und den Umfang des Projekts auf, das Neubau, Sanierung und Interimslösung mit einbezieht", so Kunstministerin Theresia Bauer.
"In einem ersten Schritt gilt es jetzt, die tatsächlich anfallenden Kosten genau zu ermitteln. Es macht keinen Sinn, nun mit vorläufige n Zahlen zu agieren oder einen politisch motivierten Kostendeckel vorzugeben, der nicht realistisch ist. Wir brauchen bis zur nächsten Verwaltungsratssitzung eine belastbare Größe als Grundlage für unsere Entscheidungen, die derzeit auch durch ein externes Gutachten geprüft wird", erklärt Finanzstaatssekretärin Gisela Splett.
Oberbürgermeister Frank Mentrup: "Die Vertiefung der Planung ermöglicht uns nun erstmals, einen Korridor für eine Vollkostenrechnung inklusive eines deutlichen Risikozuschlags zu benennen, mit dem wir das Gesamtprojekt dem Gemeinderat zur Diskussion über das weitere Vorgehen vorstellen können."
Gründe für die Zusatzkosten
Gründe für die deutlichen Zusatzkosten gegenüber den bei der Auslobung des Wettbewerbs bezifferten Baukosten lägen neben allgemeinen Baupreissteigerungen, erhöhten Baunebenkosten und Risikopuffern unter anderem im höheren Flächenbedarf zugunsten einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Funktionalität des Theaters, in Folge des Wettbewerbsergebnisses nun vorgesehener stärkerer Eingriffe in das Bestandsgebäude und gestiegener Anforderungen an den technischen Standard des Staatstheaters.
Hinzu kommen die vorbereitenden Kosten, die Zusatzkosten für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs und die Aufwendungen für die Gestaltung des Theatervorplatzes. In den vergangenen Monaten wurde bereits nach Einsparpotenzialen gesucht. Dabei habe sich allerdings gezeigt, dass Einsparung en nur bei Inkaufnahme funktionaler Einschränkungen möglich seien. Die Kostenhöhe mache es allerdings erforderlich, sich Möglichkeiten für eine Kostenreduzierung noch genauer anzusehen. Deshalb wird derzeit die Planung hinsichtlich Programm, Standards und Kosten durch ein externes Gutachten plausibilisiert, bevor bei der nächsten Verwaltungsratssitzung im Juli das weitere Vorgehen festlegt werden soll.
Auch Gemeinderat und Landtagsfraktionen werden sich mit den Zahlen auseinandersetzen müssen. Dennoch dürfe der nun ermittelte Rahmen für die Gesamtkosten eines nicht überdecken: "Land und Stadt wollen ein Staatstheater, das diesen Namen verdient und in dem herausragende kulturelle Erlebnisse möglich sind. Die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters ist eine Weichenstellung für die nächsten 50 Jahre - für die Kultur in Baden-Württemberg und für das Stadtbild von Karlsruhe. Umso wichtiger sind nun die nächsten Planungsschritte und Entscheidungen“, so Bauer, Splett und Mentrup abschließend.
Auf Wunsch der Fraktionen des Karlsruher Gemeinderats wird es Ende Juni ein Treffen mit vertiefenden Informationen für den Gemeinderat geben. Zudem erfolgen die Beratungen in den politischen Gremien und im Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters.
Die derzeitigen Planungen für den Neubau des Schauspielhauses und die Sanierung des Bestandes des Badischen Staatstheaters sehen einen zeitlichen Rahmen von rund 12 Jahren vor. Unter der Voraussetzung eines positiven Votums zu den bisherigen Planungen soll mit den vorbereitenden baulichen Maßnahmen im Jahr 2019 begonnen werden.
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11.06.2017 16:53 Uhr
Bin mal gespannt wie die neue Kriegstrasse im Jahre 2021--? beim Publikum ankommt.
Neue Flaniermeile? Wahrscheinlich bin ich zu optimistisch.
11.06.2017 02:06 Uhr
10.06.2017 13:21 Uhr
...so ein (Staats)Theater!
10.06.2017 13:01 Uhr
10.06.2017 12:37 Uhr
Und wir haben in KA viel Kultur; Museen, Bibliotheken, Ausstellungen, Gebäude, Theater, den Schlachthof, Festivals bis runter zur Klotze, Sportstätten, Konzerte - Wenn man sich auch beim Stadtjubiläum nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat.
Aber es ging noch mehr. Und es ging vorallen Dingen vielfältiger, kleinteiliger und bürgernäher. Und billiger. Für die Ausleihe in der Landesbibliothek zahl ich seit ein paar Jahren auch 30 Öre. Völliger Nonsens.
Das Gleichsetzen bzw. eher die Interpretation von Kultur=Theater=Staatstheater ist einfach ne unlautere Verengung. Und genau DIE dann mit Hunderten(!) Millionen, andere aber wenig bis garnicht zu bedienen, ist ungerecht.
Das ist, als wenn ich Sportförderung so verkaufe, daß ich den Schachspielern goldenen Figuren spendiere un die andern müpssen sich zu 500 ne Halle teilen.
Vom Kultur ist jedes Konzert im Schlachthof
10.06.2017 12:39 Uhr
10.06.2017 17:53 Uhr
Selbst eine Sandburg würde in Karlsruhe das Dreifache kosten als Anderswo- man muss sich schon fragen, ob im Rathaus & der Verwaltung wirklich die richtigen Leute am Ruder sind.
11.06.2017 11:31 Uhr
Wenn man sich so anguckt, wer die letzen Jahre in der Royal Albert Hall gespielt hat, wird man neidisch.
10.06.2017 12:33 Uhr
10.06.2017 12:05 Uhr
Wer in einer Zeit, in der man den Bürgern Leistungskürzungen und Steuererhöhungen zumutet - mit der Begründung: schlechte Haushaltslage! - bereit ist, 150 Millionen Euro als städtischen Anteil für das Staatstheater zu verpulvern, ist für mich nicht wählbar.
Ich schrieb es bereits gestern an anderer Stelle: Eine Großstadt braucht Kultureinrichtungen, auch ein Theater gehört dazu. Aber unter der Voraussetzung, dass die Kosten für die Allgemeinheit in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Das ist bei 300 Mio Gesamtkosten (aus denen am Ende vermutlich 400 bis 500 Mio werden) nicht mehr der Fall.
Planungsstopp SOFORT!