Karlsruhe Stadthalle Karlsruhe: Umbau im Zeitplan - doch es wird eng
Seit knapp einem halben Jahr kommen keine Besucher mehr in die Stadthalle Karlsruhe, nur noch Bauarbeiter gehen hier ein und aus. Die in die Jahre gekommene Halle gehört der Stadt und wird derzeit aufwendig saniert und modernisiert. Doch trotz sorgfältiger Planungen: Unvorhergesehenes wirft die Arbeiten zurück.
Wo sonst knapp 1.800 Personen Platz finden um Konzerten zu lauschen, steht jetzt nur ein einziges, riesiges Gerüst. Die Bauarbeiten für die Modernisierung der Stadthalle Karlsruhe laufen auf Hochtouren. Knapp zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern, doch der Zeitplan könnte sehr eng werden. Grund: Unvorhergesehene Schadstofffunde, die die Abläufe nun stark beeinträchtigen. Etwa drei Monate Verzug müssen nun wieder aufgeholt werden.
Trotz vorheriger Überprüfungen waren die Verantwortlichen von den Dimensionen der Schadstoffbereiche überrascht. 2,7 Tonnen Asbest wurden bisher entsorgt, insgesamt fast 60 Tonnen künstliche Mineralfasern (KMF) wurden entfernt. "Nachdem die Decken geöffnet waren und man die Schadstoffe gefunden hat, ist man von der geplanten Teilmontage abgewichen", erklärt Erste Bürgermeisterin, Gabriele Luczak-Schwarz bei einer Baustellenbesichtigung. "Jetzt gibt es eine komplette Demontage und das kostet natürlich Zeit!" Vor allem benötigt der Ausbau der KMF eine spezielle Technik.

Mehr Technik auf gleichem Raum
Um die Bereiche, in denen die künstliche Mineralfasern entsorgt werden, müssen sogenannte Schwarzbereiche aufgestellt werden. "Es muss außerdem eine Kammerschleuse gebaut werden. Dann kommen die Teile luftdicht verpackt in Tüten", erklärt Matthias Kraemer, Architekt bei SSP, dem zuständigen Architekturbüro. "Erst wenn der Gutachter nach der Reinigung sagt, dass alles wieder sauber ist, können die eigentlichen Arbeiten an der Stelle beginnen!" Noch sind nicht alle Schwarzbereiche wieder entfernt, bis März sollen alle Demontagen abgeschlossen sein. "Diese Arbeiten erfordern eben einen größeren Zeitumfang", so Luczak-Schwarz.
Doch das sind nicht die einzigen Herausforderungen bei der Sanierung der Karlsruher Stadthalle. Die Haustechnik muss durch die alten, gerade mal 20 Zentimeter großen Löcher in der Decke verlegt werden. "Die konnten wir nicht vergrößern, wegen der Statik", so Matthias Kraemer. Auch der Technikraum ist etwas zu klein für die modernere und größer dimensionierte Technik. "Die Lüftungen für den Brahmssaal haben wir nicht mehr im Keller untergebracht, sondern die kommt jetzt aufs Dach. So haben wir mehr Platz im gleichen Raum!"

Zeitprobleme können teuer werden
In den 52 Funktionsbereichen, in die die Baustelle eingeteilt wurde, wird also fleißig gearbeitet, viele Arbeiten verlaufen parallel. Doch wenn der Zeitplan nicht eingehalten wird, könnte das die Stadt Karlsruhe teuer zu stehen kommen. "Wir haben der Karlsruher Messe und Kongress das Zeitfenster zugesagt und wenn wir das nicht einhalten, könnte die KMK Schadensersatzforderungen an uns stellen", sagt Gabriele Luczak-Schwarz. "Die würde sie auch realisieren und uns in Rechnung stellen. Denn im Vertrauen auf die pünktliche Fertigstellung hat die KMK schon Verträge für 2020 abgeschlossen. Deswegen ist es notwendig, dass wir den Zeitplan einhalten!"
Knapp 58 Millionen Euro sind für die Sanierung der Stadthalle vorgesehen, und dieser Kostenrahmen soll laut Luczak-Schwarz auch eingehalten werden. Obwohl die verlorene Zeit nur durch verstärkte Manpower wieder aufgeholt werden kann: Die Kosten für die Sanierung sollen dadurch nicht steigen, denn auch dafür ist ein Puffer eingebaut.
Bis Oktober 2019 soll alles fertig sein. Der Neujahrsempfang der IHK Karlsruhe im Januar 2020 wird dann die erste Veranstaltung in der neu sanierten Stadthalle. Ob das trotz der ganzen Herausforderungen gelingt, wird die Zeit zeigen. Doch Gabriele Luczak-Schwarz ist zuversichtlich: "Wir sind in der Spur!"












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18.01.2018 11:27 Uhr
Man beschliesst also die Sanierung für eine Summe X - ist ja gar nicht sooo viel... - , dann stellt sich überraschenderweise heraus, man wird jetzt doch die Summe ( X+viel mehr) benötigen.
Da man keinen Zeitpuffer eingebaut hat, wird die Summe (X+viel mehr) alternativlos.
Und köstlicherweise gehören die Parteien möglicher Schuldner von Schadensersatzforderungen und Gläubiger derselben auch noch zur gleichen Firma, welche sich ihr gesamtes Kapital von staunenden Dritten holt, die dabei nichts zu entscheiden haben, sondern nur ihr Geld hergeben.
Warum ist man mal wieder von den Gegebenheiten überrascht worden?
Und warum war das Zeitfenster so schmal?
18.01.2018 09:42 Uhr
Hab mal bei wiki geguckt. Die Stadthalle ist 100 Jahre alt, aus dieser Zeit stammt noch das Säulenportal. Dann muss ja nach dem Krieg irgendwann (das steht da leider nicht) eine Sanierung stattgefunden haben. Da wurden sicher grosse Mengen Asbest verarbeitet, für diese Zeit normal, war ja der Baustoff schlechthin. Dann gabs nochmal einen grossen Umbau Mitte der 80er, also zu einer Zeit in der Spritzasbest bereits verboten und im grossen Stil Asbestsanierungen an öffentlichen Gebäuden durchgeführt wurden.
Wie kann es also sein, dass man dort jetzt noch unerwartet grosse Mengen von dem Zeug findet? Und sind die Um- und Neubauten nirgends dokumentiert, hat da niemand Proben genommen?
18.01.2018 01:42 Uhr
18.01.2018 05:28 Uhr
17.01.2018 20:29 Uhr