Karlsruhe Personal-Mangel beim Karlsruher DRK: Viele Rettungswagen bleiben stehen
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat in der Region Karlsruhe ein Problem: Es gibt zu wenige Notfallsanitäter, die verfügbar sind. Mit einer Ausnahmeregel wollte das DRK die Versorgung sichern. Doch das Land schiebt der Notlösung einen Riegel vor.
43.244 Einsätze: Im vergangenen Jahr waren die Helfer des DRK in Karlsruhe und Umgebung gefordert. Rechnerisch waren die Rettungswagen alle 12 Minuten im Einsatz. Wer bei einem Notruf in den Rettungswagen steigt und Hilfe leistet, ist dabei gesetzlich geregelt.
So sieht das Gesetz über den Rettungsdienst (RDG) vor, die Einsatzfahrzeuge mindestens mit zwei "geeigneten Personen" zu besetzen. Die Regel besagt: "Rettungswagen sind mit einem Rettungsassistenten oder einem Notfallsanitäter zur Betreuung und Versorgung der Patienten zu besetzen". Als zweite Person muss sich zudem ein Rettungssanitäter im Fahrzeug befinden. Doch genau diese Vorgabe stellt das DRK in Karlsruhe vor Probleme.
Eine neue Ausbildung wird zum großen Problem
"Es fehlen bundesweit Rettungsassistenten", warnt DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Biermann im Gespräch mit ka-news. Das DRK stehe - und zwar bundesweit - vor zwei Schwierigkeiten: Auf der einen Seite sollen die Verantwortlichen den Notdienst des DRK ausbauen. Gleichzeitig soll der Rettungsassistent zudem künftig durch den Notfallsanitäter ersetzt werden.
Das Problem: Während die Ausbildung zum Rettungsassistenten nur zwei Jahre dauerte, nimmt die Ausbildung zum Notfallsanitäter drei Jahre in Anspruch. "Ältere Kollegen scheiden aber aus dem Dienst aus, und der Nachwuchs ist noch nicht fertig ausgebildet", schildert Biermann das Problem. Die Übergangszeit kann das DRK nur schwer überbrücken. "Aktuell fehlen uns 30 Leute allein für Karlsruhe", erklärt der Kreisgeschäftsführer. Wie Biermann ergänzt, sei von dieser Personalnot nicht nur das DRK, sondern auch der ASB und Malteser betroffen.
Innenministerium untersagt Ausnahmeregelung
Durch diesen Personalmangel sei es seit Jahresbeginn immer öfter nicht möglich, einen Rettungswagen wie gesetzlich vorgeschrieben zu besetzen. "Aus Gründen der Menschlichkeit haben wir uns entschieden, das Problem anders anzugehen", so Biermann. Anstatt Wagen unbesetzt zu lassen habe der Leiter des DRK-Rettungsdienstes in Bruchsal in einer Mitteilung vorgeschlagen, die Rettungsfahrzeuge entgegen der Regelung nur mit jeweils zwei Rettungssanitätern zu besetzen.
Im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg kam diese "Ausnahmeregel" allerdings nicht gut an. Dieses wandte sich mit der Forderung an den Landesverband des DRK, dass diese Praxis zu unterlassen sei, da eine solche Besetzung gesetzwidrig sei. Der Landesverband informierte daraufhin die Verantwortlichen in Karlsruhe und Umgebung.
Eine offizielle Rüge sei dies nicht, betont Biermann. Dennoch habe man sich entschieden, die "Ausnahmeregel" nicht mehr anzuwenden - mit der Konsequenz, dass jetzt Fahrzeuge unbesetzt bleiben müssen. "Ob das sinnvoller ist, ist eine andere Frage", findet Biermann. Um die Rettungswagen voll zu bekommen, müsse das DRK nun weiter händeringend nach Personal suchen.
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19.10.2016 10:02 Uhr
19.10.2016 09:58 Uhr
18.10.2016 17:21 Uhr
18.10.2016 16:16 Uhr
18.10.2016 22:06 Uhr
Dann muss man noch die Möglichkeit der Ausbildung schaffen.
´Nicht jeder Rettungsassistent kann oder will die Fortbildung machen, welche ja auch einiges an Zeit kostet, in derer diese nicht dem Rettungsdienst zur Verfügung stehen. Der Ergänzungslehrgang frisst mal eben 480 bis 960 Stunden !!! Und die Kosten trägt der Rettungsassistent erst einmal selber, sofern er sich das mit seinem kläglichen Gehalt leisten kann.
Im übrigen konnte ein Rettungsassistent der bereits in der Ausbildung war, nicht einfach auf Notfallsanitäter umschwenken.
Da wurde in einer schwierigen Situation noch ne Schippe draufgelegt.
Fakt ist aber auch, dass langjährige RAs direkt zur Prüfung können. Kostet auch Geld, wäre aber ein absolutes Muss. Da hat in der Tat jemand gepennt, seien es die Kollegen oder die Arbeitgeber !
19.10.2016 09:58 Uhr
18.10.2016 14:00 Uhr
18.10.2016 12:09 Uhr
Weiß man nicht relativ früh, wann ältere Kollegen in den Ruhestand wechseln werden?
Versucht das DRK hier die Schuld für das eigene Versagen auf andere zu schieben?
18.10.2016 15:24 Uhr
Dass die Rettungsassistenten alle zu alt dafür sein sollen weil sie alle demnächst ausscheiden werden dürfte wohl kaum der Fall sein.
18.10.2016 08:49 Uhr
Man überlegt nunmal zweimal sich in Karlsruhe zu bewerben, wobei es bundesweit i.d.R. nicht viel besser ist. Der Notfallsanitäter ist an allem schuld.. ja genau... keiner wusste das er eingeführt wird. Mal wieder haben Politik, Krankenkassenvereinigungen und Arbeitnehmerverbände kläglich versagt. Hierbei sollte man Hr. Biermann allerdings auch z.T. in Schutz nehmen. @ka-news tolles Titelbild, der Notarzt hat damit nicht zu tun, stellt nur weiterhin Notfallsanitäter dar als wären sie nur Krangenwagenfahrer und könnten sonst nichts. Wenn sie dürften, könnte man mehr als 50% der nicht lebensbedrohlichen Notarzteinsätze einsparen, aber das liegt an der Ärztlobby. Jungs & Mädels lernt nichts soziales in D, lohnt net