Karlsruhe Natur vs. Verkehr: Zerstört eine zweite Rheinbrücke die Uferlandschaft?
Naturschutzverbände und Stadt Karlsruhe klagen gegen die Planungen der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zum Bau einer zweiten Rheinbrücke bei Karlsruhe. Begründet werden die Klagen unter anderem durch Landschaftsverbrauch und Naturschutz. Was aber macht denn nun den Rhein bei Karlsruhe und seine Uferlandschaft so schützenswert?
Der BUND und die Stadt Karlsruhe wollen gegen eine und berufen sich dabei auf eine fehlende Alternativen-Prüfung, Landschaftsverbrauch und verkehrliche Nachteile: Beide Parteien favorisieren eine Ersatzbrückenlösung und lehnen die geplante Nordbrücke ab. zweite Rheinbrücke klagen
Der BUND will seine Klage zudem auf naturrechtliche Belange stützen: Die neue Trassenführung verursache "erhebliche Beeinträchtigungen für streng geschützte Tierarten und insbesondere europäische Schutzgebiete auf der linken Rheinseite".
Gebiet ist auch auf europäischer Ebene geschützt
Was aber macht denn nun den Rhein bei Karlsruhe und seine Uferlandschaft so schützenswert? Fakt ist: Die Uferzone des Rheins zwischen Karlsruhe und Philippsburg ist seit vielen Jahren ein Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) und wird damit auch politisch – auf europäischer Ebene – als schützenswert eingestuft.

Gerade auf der rheinland-pfälzischen Uferseite finden schilfbrütende Vogelarten mittlerweile selten gewordene Rückzugsorte. "Das Aussterben von Arten werde mit der aktuellen Planung in Kauf genommen", ist sich der BUND sicher und will nun länderübergreifend gegen die Idee einer zweiten, nördlichen Rheinbrücke vorgehen. Vogelarten wie die Zwergdommel oder der Purpurreiher seien durch die Planungen extrem gefährdet.
Bäume, Sträucher, Schilf und Kräuter
Die Uferlandschaft des Rheins bei Karlsruhe steht heute für naturnahe und regenerierbare Auen- und Feuchtwälder, großflächige Reste eines Auenreliefs wie Mäanderbögen, alte Rheinläufe mit Niedermoorbildung, Uferwälle, Schluten, Altarme, Kiesrücken alter Rheinsysteme gibt es hier.
Damit verbunden ist eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die nach Einschätzung der Naturschützer durch den Bau einer zweiten Rheinbrücke gefährdet sei. Es gibt hier bedeutende Vorkommen so genannter Stromtalarten wie der in Mitteleuropa extrem selten gewordenen Gänsekresse (Arabis Nemorensis) oder der Iris Spuria auch seltene und geschützte Wasserpflanzen sind am Rhein noch zu finden.
Vögel rasten und brüten am Rhein
Zudem gehört die Rheinniederung bei Karlsruhe zu den Vogelrastgebieten von internationaler Bedeutung. Hier lebt der Schwarzmilan, außerdem ist das Gebiet eines der bedeutendsten Brutgebiete für Blaukehlchen, Beutelmeise, Drosselrohrsänger und Krickente in Baden-Württemberg. Seltene Amphibien, wie der Moorfrosch und die Knoblauchkröte sind hier noch anzutreffen. Nicht zuletzt beherbergt die Rheinlandschaft bei Karlsruhe eines der bedeutendsten Eisvogelvorkommen.

Und dieses paradiesische Idyll für Tier und Mensch ist nun gefährdet durch den Bau einer zweiten, nördlich von Karlsruhe gelegenen, Rheinbrücke. Die Naturschützer sind sich jedoch einig, dass dieser einzigartige Lebensraum nicht aufs Spiel gesetzt werden darf und wollen weiter für seinen Erhalt kämpfen.
ka-news Hintergrund:
Über die aktuelle Rheinbrücke Maxau fahren täglich 80.000 Fahrzeuge - sie muss im Sommer 2018 mehrere Monate saniert werden. Bereits vor über fünf Jahren haben die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein Verfahren für den Bau einer Zweiten Rheinbrücke angestoßen. Seither wird viel über die Notwendigkeit einer neuen Brücke gestritten. Die Stadt Karlsruhe hatte sich bereits in der Vergangenheit kritisch zu den Plänen für eine zweite Rheinbrücke geäußert.
Aktuell favorisiert die Stadtverwaltung zwei Varianten: Eine neue Brücke, die nördlich an die bestehende Rheinbrücke angrenzt (sogenannten Variante D2) und eine neue Brücke zwischen der bestehenden Eisenbahnbrücke und der existierenden Straßenbahnbrücke (sogenannte Variante D1). Sie reichte im Januar 2018 Klage gegen die bestehenden Planungen der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein. Der zuständige Anwalt rechnet hier frühestens mit einer Entscheidung im Frühjahr 2019. Die Planungen für den Bau der zweiten Brücke können dennoch weitergehen.
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16.02.2018 23:36 Uhr
Der Durchgangsverkehr ist auf der S-Tangente nicht das Problem - der rollt Ampel- und Kreuzungsfrei einfach durch. Das Problem ist das Ausfahrten-Hopping der "nur-mal-eben-zum-Bäcker-Aldi-Kita-Baumarkt"-Fahrer, die da den ganzen Tag rumschwirren. Und denen hilft die zweite Brücke rein gar nichts.
Außerdem sollte man sich irgendwann auch mal darüber im Klaren sein, dass ständiges Verkehrswachstum und der dafür erforderliche Straßenbau nicht zukunftsfähig sind. Ist denn sichergestellt, dass man diese 2. Brücke auch in 50 Jahren in dem Maße braucht, wie man das aktuell glaubt? Werden diejenigen, die heute danach schreien, in 10 Jahren noch zum Arbeiten nach KA pendeln müsse? Oder fahren sie dann als Rentner dort auch nur spazieren?
16.02.2018 18:57 Uhr
Der Durchgangsverkehr ist auf der S-Tangente nicht das Problem - der rollt Ampel- und Kreuzungsfrei einfach durch. Das Problem ist das Ausfahrten-Hopping der "nur-mal-eben-zum-Bäcker-Aldi-Kita-Baumarkt"-Fahrer, die da den ganzen Tag rumschwirren. Und denen hilft die zweite Brücke rein gar nichts.
Außerdem sollte man sich irgendwann auch mal darüber im Klaren sein, dass ständiges Verkehrswachstum und der dafür erforderliche Straßenbau nicht zukunftsfähig sind. Ist denn sichergestellt, dass man diese 2. Brücke auch in 50 Jahren in dem Maße braucht, wie man das aktuell glaubt? Werden diejenigen, die heute danach schreien, in 10 Jahren noch zum Arbeiten nach KA pendeln müsse? Oder fahren sie dann als Rentner dort auch nur spazieren?
15.02.2018 20:03 Uhr
15.02.2018 12:39 Uhr
15.02.2018 10:58 Uhr
15.02.2018 12:35 Uhr
Die Position der pfälzischen Autofahrer für Deutschland kenne ich nicht, die Partei interessiert mich nur sehr peripher, aber deren Karlsruher Ableger positioniert sich überraschenderweise gegen eine Zusatzautobrücke, nur für die Querspange ...
15.02.2018 17:00 Uhr
Es geht ihm hier nur darum sowohl die AfD als auch Pfälzer Pendler ("Pfälzer" statt "pfälzisch") negativ darstellen zu wollen.
Zusammen mit der Tatsache, dass es ausschließlich um Klugscheißerei und Besserwisserei geht, werde ich an dieser Diskussion mit diesem Herren auf dieser Basis nicht mehr teilnehmen.
Es gibt Grenzen.
Anmerkung: wie Heiko Jacobs selbst anmerkt, ist die AfD in Karlsruhe gegen eine 2. Brücke, aber für die Anbindung vom Ölkreuz zur B36. diese Lösung würde morgens durchaus helfen, abends aber den morgendlichen Flaschenhalseffekt umkehren. Die Ausweichverkehre wie in Wörth und Maximiliansau wären dann abends in Knielingen unterwegs, zusätzlich zum ohnehin schon vorhandenen.
15.02.2018 19:34 Uhr
15.02.2018 10:23 Uhr
15.02.2018 11:02 Uhr
Niemand von Befürworterseite möchte die reine Anbindung an die B10/Südtangente.
http://www.bvwp-projekte.de/strasse/B36_B293-G10-RP-BW/B36_B293-G10-RP-BW.html
Warum das so vermeintlich "scheibchenweise" kommt, kann man hier im Schriftverkehr zwischen Bundes- und Landesministerien nachlesen:
http://www.landtag.rlp.de/landtag/vorlagen/2507-V-17.pdf
OB Mentrup möchte lieber eine Häuserzeile in Maximiliansau abreißen und Menschen, die dort seit Jahrzehnten leben, umsiedeln. Für diese Menschen gibt es kein Verbandsklagerecht.
Und wenn dann diese Brücke als Varainte D2 käme, parallel zur bestehenden, wäre noch kein einziges Karlsruher Verkehrsproblem gelöst.
Oder soll dann vom Ölkreuz zur B36 separat gebaut werden? Bezahlt von der Stadt? Lächerlich.