Stutensee Emotionaler Streit in Stutensee: Lachwald-Debatte nimmt Fahrt auf
Es geht "nur" um neuen Wohnraum für 600 Menschen - doch Befürworter und Gegner des Projekts führen mittlerweile eine hitzige Debatte um das Projekt. Auch die Polizei wurde mittlerweile eingeschaltet.
Am Rande von Büchig, in Richtung Blankenloch, steht ein kleines Wäldchen, der "Lachwald". Vielen Bürgern aus Stutensee ist aber bei dem Gedanken an das Grünstück alles andere als zum Lachen. Kern der Debatte: Ein Teil des Waldes soll weichen, stattdessen soll dort Wohnbebauung entstehen. Vor allem im Großraum Karlsruhe, indem die Suche nach einer Bleibe bekanntermaßen schwierig ist, an sich ein nachvollziehbares Projekt.
Doch das Vorhaben hat eben auch die Schattenseite, dass viele Bäume weichen müssen. Das bringt viele Gegner auf die Barrikaden. Und zwar so viele, dass im vergangenen Jahr mit rund 3.000 Unterschriften ein Bürgerentscheid für das Projekt in die Wege geleitet wurde.




Bürger haben die Wahl: Wohnungen oder Wald?
Dieser steht nun bevor: Am Sonntag, 18. Februar, sind die Stutenseer dazu aufgerufen, mit einem "Ja" oder "Nein" über die Frage: "Sind Sie dafür, dass der Lachwald in seiner jetzigen Form erhalten bleibt und der Beschluss des Gemeinderats zur Aufstellung eines Bebauungsplans "Lachwald II" aufgehoben wird?" abzustimmen. Doch die Meinung der Bürger geht auseinander, wie eine Straßenumfrage von ka-news ergab.
Beide Lager, Gegner und Befürworter, versuchen nun seit einiger Zeit, möglichst viele Menschen von ihrer Position zu überzeugen. Während die Stadtverwaltung und Teile des Gemeinderats von einer Erleichterung in der angespannten Wohnsituation sprechen, sehen die Gegner eine unnötige Zerstörung der Natur.
Doch der Ton wird allmählich rauer: Nach der anfänglichen Verbreitung von Meinungen, um so für die eigene Sache zu werben, habe die "Allianz für Stutensee" mittlerweile auf "ungeheuerliche Weise" begonnen für sich zu werben, so ein ka-Reporter in einer Nachricht an unsere Redaktion. Er schreibt weiter von einem "schändlichen Spiel" welches betrieben werde.
Unseriöses Verhalten und mutwilliger Vandalismus
"Es gibt zwei Bürgerinitiativen mit eigenen Homepages: www.rettet-den-lachwald.de und www.lachwald-erhalten.de. Diese Allianz hat nun die Domains www.rettetdenlachwald.de und www.lachwalderhalten.de, also die gleichen URLs nur ohne Bindestrich, auf Ansgar Mayr (CDU) registriert und leitet dann beide auf deren eigene Homepage um, um dort für die Abholzung zu werben", so der Kritiker in seiner Nachricht weiter. "Das ist meines Erachtens mehr als unseriös. Hier will die Politik den Bürger vorführen, um mit allen Mitteln, vorbei an der Demokratie einen Wahlsieg einzufahren." Mittlerweile sind die beiden "Vertipper-URLs" allerdings wieder abgeschaltet.
Beim Neujahrsempfang der CDU trafen die beiden Seiten dann aufeinander. Während sich die Politiker auf den Weg in die Festhalle Blankenloch machten, trugen rund 100 Demonstranten ihre Botschaft weiter. Die Polizeibehörde sorgt dafür, dass der Empfang in der Halle nicht gestört wurde.
Aber auch die Gegenseite kritisiert mittlerweile das Vorgehen derer, die das Waldstück erhalten wollen. So sei bereits ein Schaden von rund 500 Euro entstanden, weil Unbekannte Wahlplakate und Banner der Allianz beschmiert und "mutwillig abgerissen" haben.
Polizei ermittelt, Staatsschutz aber nicht
"Die Vertreter der 'Allianz für Stutensee' zeigen sich entsetzt über die massive Verwüstung und Zerstörung ihres Eigentums und bezeichnen den Vorfall als 'undemokratischen Akt'", teilen sie in einer Meldung an die ka-news-Redaktion mit. Da es sich bei diesem Angriff auf die Demokratie um eine politisch-motivierte Straftat handelt, muss der Staatsschutz ermitteln, so die Allianz weiter.
Auf Nachfrage bestätigt die Karlsruher Polizei, dass insgesamt drei Anzeigen gegen Unbekannt aufgegeben wurden, weil Plakate beschädigt wurden. Eine weitere Anzeige wurde gegen die "Allianz für Stutensee" wegen falscher Anbringung von Plakaten erstattet. Weitere Anzeigen bei der Polizei im Zusammenhang mit den Lachwald-Wahlen gebe es nicht. Auch wurde der Staatsschutz zwar in der Sache unterrichtet, er führt allerdings keine Ermittlungen durch.
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06.02.2018 16:24 Uhr
06.02.2018 17:09 Uhr
06.02.2018 15:43 Uhr
06.02.2018 16:10 Uhr
05.02.2018 15:39 Uhr
Aber wenn sich die Gegner und Befürworter schon im Vorfeld gegenseitig als Lügner bezeichnen und sich gegenseitig Wählermanipulation vorwerfen, dürfte das Ergebnis, egal wie es ausfällt, nur zu weiterem Zoff führen.
Ist wohl mittlerweile typisch für unsere Zeit, sich nur noch wie im Kindergarten aufzuführen.
05.02.2018 16:02 Uhr
Die Stadt hat bemerkt, daß sie wenig Atgumente hat, und hat mit unmoralischen Aktionen die ganze Stimmung vergiftet. Das geht von Zensur über Websitenkaperung bis Wählertäuschung.
Soll der Bürger das alles so hinnehmen? Keinesfalls. Wer nicht kämpft hat schon verloren. Selbstverständlich versucht man die Menschen wachzurütteln, die der Stadt ihre leeren Versprechungen glauben und sich einlullen lassen.
Wie man in den noch vorhandenen Wald hineinruft, so schallt es eben zurück.
06.02.2018 12:42 Uhr
was für eine heuchelei
06.02.2018 15:02 Uhr
05.02.2018 12:17 Uhr
Teil 1:
Dr. P. Zimmer
Ein Stutenseer Märchen
Es war einmal ein Gemeinderat in einer Kleinstadt, der fühlte sich gar nicht gut, und es wurde von Woche zu Woche schlimmer. Üble Dinge waren in seiner Heimatstadt passiert und er hatte sie alle mitgetragen oder zumindest nicht verhindert.
Zuerst der gescheiterte Versuch, einen Beschluss zum Abholzen des Lachwaldes klamm heimlich durchzuwinken. Transparenz sieht eigentlich anders aus, hatte er schon damals gedacht.
Dann das Schönreden des Waldabholzens zur längerfristigen Sicherung des Haushaltes mit zweifellos wichtigen Begriffen wie „bezahlbarer Wohnraum oder behindertengerechtes Wohnen“. Das werden uns wohl nicht alle abnehmen, kam ihm auch damals in den Sinn, zumal wir in Zeiten der Hochkonjunktur mit sprudelnden Einnahmen und quasi Nullzinsphase vielleicht doch besser hätten haushalten können.
05.02.2018 12:23 Uhr
UND DA GESCHAH DAS WUNDER!
Plötzlich standen auch andere auf, die ihn unterstützten, nicht nur die Grünen. Sogar der OB, der in den letzten Wochen mut- und kraftlos erschienen war, erhob sich und sprach: „Es muss endlich Schluss sein mit dem Unfrieden im Städtchen, der Riss, der durch die Bevölkerung geht, ist tief genug!“
Und siehe da, der Abholzbeschluss wurde zurückgenommen. Wider Erwarten wurde dieses Handeln von der Bevölkerung nicht als Schwäche, sondern als Stärke empfunden. Die Bürger erklärten sich sogar bereit, eine moderate Erhöhung der Grund- u. Gewerbesteuer mit zu tragen.