Karlsruhe Badeverbot im City-See: Schildbürgerstreich statt Bürgerwille?
Baden ist Vandalismus. Zumindest im neuen Stadtpark im Quartier Citypark im Südosten der Stadt. Statt vorher aufzuklären, wird in großen Lettern nachträglich der moralische Zeigefinger erhoben - ganz nach dem Motto: "Selbst schuld, liebe Bürger - jetzt ist der See halt wieder abgesperrt. Ätsch." Ein Kommentar von Corina Bohner.
Am neuen Parksee hinter der Ludwig-Erhard-Allee zeigt sich aktuell wie weit Bürger- und Verwaltungswille auseinander liegen können. Der neue Stadtpark wurde nach feierlichen Eröffnung am vergangenen Freitag fleißig genutzt. Allerdings nicht exakt so, wie sich die Stadt das gedacht hatte: Zahlreiche Parkbesucher streckten mehr als ihre Füße in den neu angelegten See. Bei sommerlichen Temperaturen wurde im See gebadet und geschwommen. Für die Bürger Erholung, für die Stadt Vandalismus.
Denn wie sich zu Beginn der Woche herausstellen sollte, zerstörten die unvorhergesehenen Badegäste das angelegte See-Biotop: Wasseranlagen und Pflanzen waren die Leidtragenden. Die Stadt spricht von Vandalismus; mutwilliger Zerstörung. Täter: Die Besucher! Diese wiederum fühlen sich von der Stadt auf den Arm genommen und sprechen von einem "Schildbürgerstreich".
Schild kommt zu spät
Tatsache ist: Die Aufklärung, wie der für Bürger angelegte See von den Bürgern zu nutzen sei, erfolgte nachdem die Bürger den See eben nicht so nutzen, wie sich die Stadt das vorgestellt hatte. Seit Dienstag weist ein Schild darauf hin: Dies ist KEIN BADESEE !!! BADEVERBOT !!
Und weil die Bürger den bis dato unbekannten Stadtwillen nicht befolgten, wird ihnen der Erholungsfaktor wieder entzogen: Der See ist bis zur "zeitnahen Reparatur" mit Bauzäunen abgesperrt. Das Schild beschreibt nachträglich, was dem Bürger ohne eine Hinweistafel hätte klar sein sollen: Der See ist ökologische Fläche und nicht zum Baden gedacht. Wenig hilfreich zur richtigen Nutzungs-Erkenntnis ist allerdings die architektonische Anlage des Gewässers: Flache Einstiege, ufernahe Sitzgelegenheiten, direkte Begehbarkeit, riesige Rasenfläche und nicht vorhandene Informationsschilder ....
Wieso kein Badesee?
Hinzu kommt: Bereits bei der Eröffnung war der "Missbrauch" des neuen Sees absehbar. Als ein Vorbote dessen, was am Wochenende folgen sollte, plantschen kleine Kinder am Freitag im kühlen Nass - wohl gemerkt unter den Augen der städtischen Angehörigen, die in sichtbarer Entfernung die offizielle Eröffnung des Parks feierten.
Jetzt also vorerst kein neuer Stadtsee. Nach der Eröffnungsfreudenfeier bleibt ein flauer "Stadt versus Bürger"-Kater zurück. Dabei fehlt doch nur eine bessere Kommunikation zum harmonischen "Stadt mit Bürger"-Gefühl! Aufklärung statt Bestrafung heißt die Devise. So bleibt die Stadt den Bürgern die Antwort auf die Frage, wieso der See nicht auch zum Baden genutzt werden kann, noch schuldig.
Man darf gespannt sein, wie Stadtwille (See-Biotop) und Bürgerwille (Badesee) in diesem Punkt noch zusammenfinden werden. Eines steht jedoch fest: Große Buchstaben oder viele Ausrufezeichen haben bei Auseinandersetzungen selten deeskalierend gewirkt.
Die Antwort auf diesen Kommentar in Form eines Gastbeitrags von Bürgermeister Michael Obert:
Der See ist nicht zum Baden gedacht!
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05.06.2017 01:43 Uhr
Erwähnenswert erscheint mir in diesem Zusammenhang folgendes:
Sympathisch entspannt sahen während der Feier auch Leute in Gartenbauamt-Uniformen Gästen der Eröffnungsfeier beim Baden zu. Und wenn mich nicht alles täuscht, erkannte ich unter den Menschen, die während der Feier den Applaus dieser "Vandalen" falls nicht genossen, so doch zumindest freundlich lächelnd über sich ergehen ließen, den Oberbürgermeister von Karlsruhe.
02.06.2017 16:43 Uhr
01.06.2017 17:00 Uhr
Den See sollte man gleich zu schütten, die Leute sind heute einfach zu doof und werden das nie kapieren.
01.06.2017 09:27 Uhr
danke für den ausgewogenen und guten Beitrag zum "Bade"-Biotop!
Es war ja klar, was passieren würde.
Dem ist nichts hinzuzufügen, schade ist nur, daß unsere Mit-Anwohner
als Vandalen beschimpft werden. Mit blinder Zerstörungswut hat das
Schadbaden jedoch weniger zu tun, als mit der Entfernung der Stadtplanung
von der Realität. Eine kleine Planschzone von vorneherein einzuplanen ist
natürlich niemandem eingefallen.
01.06.2017 09:13 Uhr
Wenn man sich dessen mal wieder bewusst würde, wäre das ein Erfolg gegen diese elende Polarisierung und Haß und Hetze wegen dem kleinsten Sche*ss.
EINERSEITS: Klar, man muß nicht in nem See im Stadtpark SCHWIMMEN und man muß sich nicht wie ein egoistischer D*pp aufführen da, wo andere auch was von Anlagen haben wollen. Und man macht nix kaputt.
ANDERERSEITS: Ist natürlich in der Stadt das Gut "Erfrischung" ein eher rares - nicht zuletzt in einer so gestalteten Wohnlandschaft. Und Kinder und Leute, die bei Hitze am nem Brunnen plantschen, sind ja wohl seid Pompeji nix ungewöhliches. Wenn - Gedankenspiel - in der Pfütze niemand GESCHWOMMEN wäre, dann seh ich da nur Nutzungen, die die Anlage aushalten müsste: Leute, die Füße reinhängen, am Ufer sitzen, auf dem Rasen bis zum Ufer und den Pflanzen hinlaufen usw - ein Bild, was wir aus jeder Stadt der Welt kennen.
31.05.2017 22:20 Uhr
31.05.2017 19:02 Uhr
31.05.2017 17:30 Uhr
Kinder müssen wieder Grenzen gesetzt werden, sonst züchten wir uns noch mehr asoziale Egoisten heran.
31.05.2017 16:59 Uhr
Wenn die Stadt einen Deko-Teich angestrebt hat, hätte sie ihn unter Glas setzen sollen.
01.06.2017 08:50 Uhr