Karlsruhe Ausbau der Innenstadt-Ost: Dauert die Sanierung 15 Jahre?
Schluss mit leeren Läden und heruntergekommenen Plätzen: Über 90 Millionen Euro sollen in die Sanierung des Stadtteils Innenstadt-Ost fließen, das hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschlossen. Doch wie sehen die weiteren Schritte aus und was ist bislang geplant? Am Mittwoch gab die Stadt einen ersten Einblick.
Die "linke Herzkammer der Fächerstadt", wie Bürgermeister Michael Obert den Stadtteil Innenstadt-Ost zu Beginn der Infoveranstaltung am Mittwochabend im Fritz-Haller-Hörsaal auf dem KIT Campus Süd bezeichnete, soll aufgewertet werden. Mit einer Sanierungsmaßnahme möchte man den Stadtteil insbesondere für Gewerbe, Handel und Bürger wieder attraktiv gestalten.
Die ersten Weichen dafür sind gestellt: So hat der Gemeinderat in seiner Septembersitzung den vorläufigen Sanierungszielen, dem Neuordnungskonzept, dem Maßnahmenplan sowie der Kosten- und Finanzierungsübersicht mehrheitlich zugestimmt. Über 90 Millionen Euro sind für das Projekt eingeplant. Im nächsten Schritt muss der Antrag auf Fördermittel an das Land erfolgen. "Der Antrag ist für Ende Oktober geplant", so Sybille Rosenberg vom Stadtplanungsamt Karlsruhe.
Neue Gestaltung, mehr Sicherheit
Strukturelle Mängel und Missstände aber auch Handlungsbedarf in Sachen Wohnen und Handel sieht Thomas Sippel vom beauftragten Planungsbüro: "Dieser innerstädtische Wohnort ist dicht besiedelt und hat eine Bevölkerungsstruktur mit wenig Familien. Zudem hat der Handelsbesatz nicht die Qualität des westlichen Segments", erläutert Sippel.
"Der Kronenplatz hat einen Sicherungsmangel, man fühlt sich auf diesem Platz nicht wohl. Er wird eher als Durchquerungsraum statt als Aufenthaltsort genutzt", so Sippel weiter. Grundlage für das Neuordnungskonzept der Stadt stellen die Ergebnisse einer Eigentümerbefragung, einer Informationsveranstaltung und aus Anwohner-Workshops zu den Themen "Klima und Freiraum", "Kaiserstraße" und "Soziales" im Jahr 2016 dar.
Verbesserung für Handel in der Kaiserstraße
Das Neuordnungskonzept ist in fünf Schwerpunktbereiche unterteilt. Der erste Bereich thematisiert die Kaiserstraße zwischen Marktplatz und Berliner Platz sowie die Baublöcke nördlich und südlich der Kaiserstraße. Hier soll es zu einer Neugestaltung der Kaiserstraße nach Abschluss der Kombi-Arbeiten der Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft (Kasig) kommen und eine Verbesserung der Handelszone der östlichen Kaiserstraße erfolgen.

Eine Stadtbibliothek am Kronenplatz?
Der zweite Schwerpunktbereich beinhaltet vor allem die Aufwertung des Kronenplatzes - aber auch des Berliner Platzes und den Antritt des Campus Süd. Hier wichtig sei ein "Frequenzbringer am östlichen Ende der Fußgängerzone", so Sippel. Dies könnte beispielsweise eine neue Stadtbibliothek sein, die über dem nördlichen Kronenplatz, unterhalb der Zähringerstraße entstehen könnte. Nach Aussage von Bürgermeister Obert sind diese Planungen jedoch "noch völlig offen".

Zäune am KIT-Gelände kommen weg
Die Kaiserstraße im Abschnitt Berliner Platz/Durlacher Tor sowie der Kontext Campus Süd/Dörfle stellen den Inhalt des dritten Schwerpunktbereichs dar. Von zentraler Bedeutung ist hier der Umbau der östlichen Kaiserstraße zur Reduzierung der Trennwirkung zwischen Dörfle und Campus Süd.

"Ein Vorschlag wäre, die nördliche Fahrbahnachse für Autos herausnehmen um so mehr Raum für Fahrradfahrer und Fußgänger zu schaffen und eine Verbindung zum Dörfle zu erreichen", informiert Sippel. Dieser Vorschlag hätte allerdings zur Folge, dass man hier mit dem Auto nicht mehr in die Innenstadt fahren könnte. Auch die nicht-denkmalgeschützten Zäune am KIT-Gelände sollen entfernt werden und so für mehr Offenheit zu sorgen.

Bessere Vernetzung mit dem Dörfle
Im Schwerpunktbereich vier steht neben der Qualifizierung der prägenden Gebäudesubstanz entlang der Kapellenstraße die Vernetzung zwischen dem Dörfle und dem Freiraum des Alten Friedhofs beziehungsweise die weitergehende Vernetzung mit der Südstadt-Ost im Mittelpunkt des Neuordnungskonzepts. Zudem soll durch Modernisierung die Wohnfunktion gestärkt werden.

Weniger Trennwirkung zwischen Verkehrsachsen
Auch im fünften und letzten Schwerpunktbereich stehen die Minimierung der Trennwirkung der vorhandenen stark trennenden Hauptverkehrsachsen (Fritz-Erler-Straße, Kriegsstraße, Karl-Friedrich- Straße) und die Aufwertung der Randzonen im Fokus. Eine Neuordnung des Postgiro-Areals und eine Nachnutzung der ehemaligen BB-Bank durch die Stadtverwaltung sind ebenfalls denkbar.

Acht, zehn oder gar 15 Jahre Sanierung?
Und wie lange könnte das gesamte Vorhaben dauern?"Die Regellaufzeit einer Sanierungsdurchführung beläuft sich auf acht bis zehn Jahre", informiert Rosenberg. Aufgrund "mehrerer großer Brocken" innerhalb des Sanierungsprojektes Innenstadt-Ost, wie beispielsweise dem Neubau einer Stadtbibliothek, kann laut Rosenberg hier aber auch mit 15 Jahren kalkuliert werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele sanierungswürdige Flächen und Gebäude momentan in privater Hand sind. "Das Neuordnungskonzept mit den Sanierungsmaßnahmen geht nur mit den Eigentümern", so Sippel. Darum wünsche er sich eine "Hand-in-Hand-Sanierung" mit den Bürgern.
Die ausführlichen Unterlagen zu Maßnahmen und Finanzierung gibt es unter folgendem Link: http://web3.karlsruhe.de/Gemeinderat/ris/bi/to0040.php?__ksinr=4632
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06.10.2017 19:54 Uhr
06.10.2017 15:45 Uhr
Der Bürger benötigt immer weniger Läden und Vor-Ort-Kaufgelegenheiten. Die einen haben eh kein Geld und die andern bestellen im Netz oder gehen in die "Mall" oder zum Großeinkauf auf die grüne Wiese.
Der nötige Rest (Imbiss, Ein-Euro-, Handy- , Billigklamotten-Läden und Geschäfte, wo man eben sein Obst und das Klopapier kauft ) - das reicht wohl nicht für die Bespaßung des Kronenplatzes oder der Strecke bis dahin
Und wenn die Bahn da UNTEN durchfährt, geht wohl noch weniger.
Oder es reicht NUR für den Kronenplatzes. Da hat man aber mit Rotermunds Querriegel die Gelegenheit verpaßt, den anzubinden. EINLADEND ist das nicht. Und die Zähringerstr. viel zu weit weg.
06.10.2017 14:26 Uhr
Ob damit das Ladensterben aufgehalten wird, wage ich zwar zu bezweifeln - aber wo ein Laden ist, kann auch ein Büro/Gewerbe rein. Und dann hat evtl auch ein Cafe oder ne Wirtschafterei ne Chance.
Das Ganze ähnelt ja eher nem Entwicklingsplan - dh da wird jetzt nicht unmittelbar über 15 Jahre ständig gebaut. FALLS aber gebaut wird, dann weiß man, in welche Richtung. Ein roter Faden ist bei so etwas nicht schlecht.
Schön im übrigen, daß man hier mal PLÄNE sieht.
05.10.2017 15:48 Uhr
Ich nehme mal an, dass die Stadt diese Sanierung nicht bezahlen wird oder höchstens ein kleinen Zuschuss geben wird und der grösste Teil der Kosten von den privaten Eigentümern zu tragen sind.
Und ob die sich darauf einlassen werden?
Und wenn, eine Sanierung/Renovierung hat auch automatisch höhere Mieten zur Folge, was den dort lebenden Menschen sicherlich nicht gefallen wird.
05.10.2017 21:49 Uhr
06.10.2017 08:39 Uhr
Da bleibt für den Einzelnen nicht viel übrig und schon gar nicht ausreichend, um etwas umfassend zu sanieren.
06.10.2017 13:17 Uhr
05.10.2017 15:05 Uhr
05.10.2017 20:19 Uhr
05.10.2017 15:12 Uhr
Wenn man sich einen Dreck für Interessen und Rechte des Einzelnen interessiert und dazu Umwelt- und Arbeitsschutz missachtet, dann wäre das auch in Deutschland möglich.