(rh)

Lisa, Rennfahren ist ja ein doch sehr ungewöhnliches Hobby. Wie kamst du zum Motorsport?

Für mich ist der Motorsport das Schönste, was ich mir denken kann und ungewöhnlich ist es für mich nicht, weil ich damit groß geworden bin. Mein Vater ist motorsportbegeistert, war viele Jahren im Kartsport aktiv wie ich auch, nur habe ich jetzt in den Automobilsport gewechselt.

Was genau reizt dich am Motorsport?

Natürlich die Schnelligkeit, aber auch der Sound und vor allem der Wille und der Kampf, perfekte Runden abzuliefern und zu wissen, es geht immer noch mehr - also nach oben gibt es keine Grenzen. Die Technik darf man natürlich auch nicht außen vor lassen. Zur Zeit drehe ich meine Runden in einem pinkfarbigen Mini mit weit über 200 PS. Das Zusammenspiel von Perfektion, Wettkampf und Ästhetik machen für mich dabei einen großen Reiz aus.

Motorsport ist eine Männerdomäne. Wie schwer hat man es in dieser Branche als Frau?

Das kann man sehen wie man will. Auf der einen Seite heißt es immer, ein Mädchen ist im Motorsport eher selten, daher kann man es gut vermarkten. Jedoch fallen auch bei mir die Sponsoren nicht vom Himmel und man muss hart dafür kämpfen. Darum bin ich über jedes Rennen, das ich fahren darf, überglücklich. Ich denke egal, ob Frau oder Mann, jeder hat es schwer. Im Motorsport kann man von einer auf die andere Sekunde, von ganz oben sehr tief fallen. Die Fahrer und Fahrerinnen, die das wirklich wollen, geben niemals auf.

Aus welchem Holz muss man deiner Meinung nach geschnitzt sein, um Rennfahrer oder Rennfahrerin zu werden?

Man darf in erster Linie keine Scheu vor der Schnelligkeit haben, man muss genug Biss, Ehrgeiz und Wille haben. Außerdem muss man Niederlagen einstecken können, keine Nervosität an den Tag legen und 100 Prozent körperliche Fitness vorweisen. Das Wichtigste jedoch ist der Wille und die Leidenschaft für diesen Sport.

Wie würdest du dein Gefühl vor dem ersten Rennen beschreiben?

Mein erstes Kartrennen ist lange her, da war ich noch etwas jünger. Das Gefühl vor meinem ersten Autorennen war jedoch, die Hoffnung ein gutes Rennen zu haben, alles richtig zu machen und vor allem jede Menge Spaß zu haben.

Du bist ja nicht nur Rennfahrerin, sondern studierst in Dänemark auch noch Maschinenbau. Motorsport und Studium – Wie bekommt man beides unter einen Hut?

Wenn man ein Ziel vor Augen hat und etwas erreichen will, gibt man nicht auf und dann bekommt man auch Studium und Motorsport unter einen Hut. Natürlich gibt es Momente, wo das Studium leidet, aber das gehört dazu.

Hilft dir dein Studium hin und wieder vor oder während eines Rennens?

Das hoffe ich doch, aus diesem Grunde studiere ich Maschinenbau. Jedoch bin ich erst im zweiten Semester, ich denke es wird jetzt erst in den folgenden Semestern richtig interessant.

In deiner Zeit als Kartfahrerin kam es aber auch zu einem Rückschlag: Bei dir wurde ein Tumor diagnostiziert, es folgte eine aufwändige Operation. Inwiefern hat dir der Motorsport in dieser Zeit Mut gegeben?

Der Motorsport hat mir in dieser Zeit sehr viel Kraft und Mut gegeben und gezeigt, dass man mit einem eisernen Willen viele Dinge erreichen kann. Für mich war klar, dass meine Operation auch so ausgehen kann, dass ich nie mehr Motorsport betreiben könnte. Das wollte ich nie wahrhaben und habe immer zu mir selbst gesagt, dass ich in drei Wochen nach der OP wieder ins Kart steigen werde.

Das war nicht ganz der Fall, jedoch waren die Ärzte über meine positive und schnelle Entwicklung nach der OP sehr beeindruckt und ich konnte die Klinik schneller verlassen, als alle gedacht haben. Ich hatte ein Ziel und wusste, ohne 100-prozentige Fitness kann ich meine Leidenschaft, den professionellen Motorsport, vergessen. Das hat mich stark gemacht.

 

Die Fragen stellte Ramona Holdenried.