Kurz zum Inhalt des Stücks: Auf seinen Streifzügen findet Lars den kleinen Schlittenhund Nanuk in einer Eisspalte. Es gelingt ihm, den kleinen Hund zu befreien. Nun machen sich beide auf den Weg, Nanuks Mutter zu suchen.
Immer wieder geraten die beiden auf ihrem Irrweg durch das Eis in Gefahr. Aber schließlich finden sie Mama Schlittenhund in der großen Stadt am Meer. Auf der Reise sind Lars und Nanuk dicke Freund geworden, aber nun heißt es für Lars Abschied nehmen ...
Herr Kreutz, wie wichtig ist das marotte-Figurentheater für die Theaterlandschaft Karlsruhes?
in allererster Linie gilt die marotte ja als Kindertheater, insofern ist es ein unschätzbarer Wert einer Stadt, wenn man eine professionelle Kindertheater-Einrichtung hat, weil wir glauben, dass Bildung ja nicht unbedingt mit Ansammlung von Wissen zu tun hat, sondern dass es hauptsächlich darum geht, eine emotionale Bildung zu schaffen - im Umgang miteinander. Was ist gut für uns alle, was ist schlecht für uns alle, so diese ganz einfachen Grundpfeiler des Lebens werden ja hier verhandelt in den Stücken: Was ist Freundschaft? Wo beginnt es kompliziert zu werden zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Tier.
Es geht darum, einfach eine Kultur zu entwickeln: Was heißt es zuzuhören, zuzugucken, einfach wirklich was aufzunehmen, nicht andauernd dazwischen zu quatschen, das ist ja auch ein Stück Lernvorgang, der da stattfindet. Aber eben auch diese typischen, emotionalen Dinge, die in diesem ganzen Schul- und Kindergarten-Alltag manchmal auch hinten runterfallen.

Darum wundert mich: Warum sind wir nicht systemrelevant? Das ist mir ein absolutes Rätsel. Ich bin jetzt knapp 25 Jahre in diesem Beruf und kann behaupten, viele viele tausend Menschen glücklich gemacht zu haben, ich weiß gar nicht, welcher Politiker das von sich behaupten kann.
Wenn Künstler gut sind, sind wir meiner Meinung nach extrem systemrelevant, und ein Kindertheater, das von Leuten gemacht wird, die wissen, wie das geht, Leute prägt. Ich persönlich habe meine ersten Schlüsselerlebnisse als Kind im Theater gehabt.
Haben Sie früh angefangen?
Ich habe früh angefangen zu spielen, aber auch als Gucker. Ich bin durch das Theater sehr gebildet worden, einfach was Miteinander, was Konflikte angeht, wie kann man streiten, sich versöhnen. Das hab' ich das erste Mal beispielsweise bei "Romeo und Julia" gesehen - das meine ich mit emotionaler Bildung.
Was ist das Besondere, vor Kindern zu spielen?
Kinder sind natürlich einfach unverstellter, das heißt, wenn sie sich freuen, dann freuen sie sich. Und dann lassen sie ihrer Freude auch freien Lauf und sind nicht so diszipliniert wie Erwachsene, die sagen, ich will jetzt nicht stören, und eigentlich wollen sie lachen. aber sie trauen sich dann nicht.
Das Ganze hat natürlich auch so seine Tücken. Man muss halt die Inszenierung auch so gestalten, dass die Kids nicht außer Rand und Band geraten und man kriegt sie nicht wieder ein. Man muss das so lenken und leiten, dass es zum Beispiel auch mal fürs Publikum die Möglichkeit gibt, auszuflippen, und dann passiert aber etwas, was sie von selber wieder runterregelt und was so spannend ist, dann sind sie von selber ruhig. Das ist Tücke als auch Qualität: Man kann Kinder eben durch so ein Emotionsbad leiten.

Erwachsene haben so viele gesellschaftliche Verhaltensnormen und die stehen uns im Weg, pur zu reagieren. Das hast du bei Kindern eben nicht. Die gehen zum Lachen nicht in den Keller. Und wenn was traurig ist, dann sind sie traurig. Und ohne irgendwelche Klischees von Gut und Böse aufbauen zu wollen: Es gibt ja ein wunderschönes Stück hier, "Wolf und Schaf" heißt das, da ist eben der Wolf bei weitem nicht böse, sondern der ist alles Mögliche. Und das Schaf ist auch nicht nur doof ...
... diese Ambivalenz der Figuren ...
... und damit groß zu werden, dass es eben nicht den Guten und den Bösen gibt, das finde ich zum Beispiel wahnsinnig wichtig. Dass man als Kind schon mitkriegt: Ah, der Gute hat eben auch so seine Tücken, und der Böse ist bei weitem nicht nur böse. Das ist ganz wichtig, denn sonst laufen die Leute durch die Gegend und haben irgendwelche Raster und dann wundern sie sich, wenn jemand böse wird, der sonst immer lieb ist. Das ist normal: Jeder darf mal böse werden, das muss man auch lernen.
Herr Kreutz, vielen Dank für das Gespräch!
Das Stück "Kleiner Eisbär, lass mich nicht allein!" ist konzipiert für Kinder ab 3 Jahren, die Regie hat der erfahrene und versierte Thomas Hänsel inne,
Termine: Samstag, 26. September, 16 Uhr (Premiere) (ausverkauft!) / Sonntag, 27. September, 11 (ausverkauft!) und 16 Uhr / Mittwoch, 30. September, 10 Uhr / Samstag, 17. Oktober, 11 und 16 Uhr / Dienstag, 1. Dezember, 10 Uhr / Dienstag, 8. Dezember, 10 Uhr / Donnerstag, 10. Dezember, 10 Uhr / Sonntag, 27. Dezember, 11 und 16 Uhr