Sandie Wollasch stellte sich in der Redaktion den Fragen der ka-news-Mitarbeiter Johanna Katzenberger und Matthias Walz. Ein Gespräch über ihren Aduleszenz-Sex-Apeal, Sekt-Rituale und festliche Termine.
ka-news:
Die Songs auf eurem neuen Album "Trip" klingen sehr relaxed. Auf der Website deiner Band steht, dass sich die Songs wie selbstverständlich in euer Lebensgefühl einfügen. Wie würdest du das deinige derzeit beschreiben?
Sandie: Auf der einen Seite bin ich auf jeden Fall sehr entspannt. Es ist schön, eine Platte wie "Trip" produziert zu haben. Auf der anderen Seite liebe ich aber auch immer die Spannung, die in einem solchen Moment in der Luft liegt. Werden wir mit dem Album Erfolg haben?
ka-news:
Eure Musik ist eine Mischung aus Jazz, etwas Funk und Trip-Hop-Elementen. Genregrenzen kennt ihr nicht?
Sandie: Natürlich ist es bei unserer Musik sehr schwierig, in Schubladen zu denken. Wir sind keine reine Jazz- und auch keine reine Elektrogruppe. Diese Band setzt sich aus vier verschiedenen Persönlichkeiten zusammen, die allesamt aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Die Mischung macht's - und das Ergebnis nennen wir Indie-Jazz.
ka-news:
Triband bedeutet bei Mobiltelefonen, dass diese auf drei unterschiedlichen Frequenzbändern senden und empfangen können. Ist der Bandname aufgrund der Musik gewählt - die, wie du sagst, sich nicht ohne weiteres in eine Schublade stecken lässt - oder hat es etwas damit zu tun, dass ihr ursprünglich nur drei Mitglieder gewesen seid?
Sandie: Es ist tatsächlich die einfache Version. Wir waren anfangs zu dritt und dieses Wortspiel hat einfach gepasst. Aber Triband bedeutet, auch international 'erreichbar' zu sein. Das wünschen wir uns natürlich auch, außerhalb Deutschlands wahrgenommen zu werden.
ka-news:
Ein Kritiker hat geschrieben, du hättest in deiner Stimme manchmal den "Aduleszenz-Sex-Appeal", der ja auch den jugendlichen Stimmen von Britney Spears oder Donna Lewis nachgesagt wird. Kompliment oder Beleidigung?
Sandie: Es ist auf alle Fälle keine Beleidigung. Irgendjemand hat meine Stimme auch einmal mit jener von Melissa Etheridge verglichen, wobei ich dort überhaupt keinen Zusammenhang sehe. Aber ich höre mich selbst wahrscheinlich sowieso ganz anders als alle anderen. Kritiker bemühen sich nun einmal stets um Vergleiche, doch damit nimmt man dem Künstler leider auch immer ein Stück weit das Eigenständige.
ka-news:
Und was hältst du nun von Sängerinnen wie zum Beispiel Britney Spears?
Sandie: Künstlerinnen wie sie haben ihre Berechtigung. Zu Britney Spears fällt mir spontan "Toxic" ein. Eine Wahnsinnsnummer, definitiv! Aber ich würde mich jetzt nicht als Fan bezeichnen. Donna Lewis dann schon wieder eher.
ka-news: Du hast mit deiner Band Six Was Nine auch schon Tina Turner supported. Ist sie ein musikalisches Vorbild?
Sandie: Auf alle Fälle! Durch die Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte, wurde mir das nochmals bewusster. Auf meinem allerersten Konzert - das war mit 14 Jahren in der Münchner Olympiahalle - habe ich mir Tina Turner angeschaut. Und zehn Jahre später durfte ich dann mit ihr zusammen an gleicher Stelle auftreten. Das war ein Erlebnis! Ich ziehe vor dieser Frau den Hut, bin ein großer Fan von ihr! Aber es gibt auch ganz andere Sängerinnen, auf die ich ebenfalls abfahre: Billy Holliday, K.D. Lang oder auch auf Sänger wie Elvis Presley - das ist wieder eine völlig andere Richtung. Aber mein Geschmack ist sehr breit gefächert.
ka-news:
Ihr seid in den zurückliegenden Wochen unter anderem in Lissabon gewesen und habt dort sieben Konzerte an vier Tagen gegeben; nun reist ihr auf eurer aktuellen Tournee durch ganz Deutschland. Bleibt bei einem derart vollen Terminkalender nicht der Spaß auf der Strecke?
Sandie: Man ist auf Tour rund um die Uhr zusammen, was natürlich einerseits anstrengend ist, aber andererseits auch unheimlich gut tut. Es fördert das Bandgefühl, wir sitzen nach den Konzerten im Tourbus zusammen, reden viel. In erster Linie macht das Touren viel Spaß. Und das ist nach wie vor das Wichtigste.
ka-news: Bist du eigentlich noch nervös vor deinen Auftritten?
Sandie: Immer. Ich glaube, ich würde Angst bekommen, wenn ich irgendwann einmal nicht mehr nervös bin. Ich brauche das Lampenfieber und das Adrenalin.
ka-news:
Hast du und die Band Rituale vor einem Auftritt?
Sandie: Im Regel versuche ich schon, zehn Minuten vor dem Auftritt alleine zu sein. Dann trällere ich ein wenig vor mich hin, singe mich warm, lass mir die Texte nochmals durch den Kopf gehen, dann wünschen wir uns gegenseitig Glück - solche Rituale gibt es schon. Und gelegentlich stößt man auch einfach mal mit einem Glas Sekt an, das beruhigt (lacht).
ka-news: Gibt es Konzerte in diesem Jahr, auf die ihr euch besonders freut?
Sandie: Definitiv. Die "Jazz Open" in Stuttgart. Dort sind wir Vorgruppe von Joss Stone. Und natürlich "Das Fest" am 22. Juli. Da freuen wir uns riesig darauf!
ka-news:
...für Karlsruher Künstler bekanntlich der Ritterschlag schlechthin. Gibt es für dich danach überhaupt noch ein Wunschkonzert?
Sandie: Mein größter Traum ist es, einmal in New York eine kleine Club-Tour zu spielen. Wir arbeiten dran...
ka-news: Aber es ist schon noch etwas Besonderes für dich auf der Musikbühne des "Fests" zu spielen?
Sandie: Natürlich! Schließlich komme ich aus dieser Stadt. Wir spielen mittags, nach dem "Klassikfrühstück". Ich glaube, das ist ein ziemlich guter Zeitpunkt. "Das Fest" ist eine Legende und dabei sein zu dürfen, ist einfach toll! Auf die große Bühne zu gehen und bei hoffentlich tollem Wetter vor so vielen Leuten aufzutreten - das hat einfach etwas Magisches.
Die Fortsetzung des Interviews mit Sandie Wollasch lesen Sie am morgigen Dienstag bei ka-news.