Zum dritten Mal belebt "FKK Frischfleisch" die alte Fleischmarkthalle auf dem Karlsruher Schlachthof. Der Name ist dabei im wahrsten Sinne des Wortes Programm. "FKK" steht allerdings nicht für die allgemein bekannte Abkürzung der Freikörperkultur, sondern für "Freie Künstler Karlsruhe". Die Künstler sind Frischfleisch in der Karlsruher Kulturszene und haben ihre Arbeiten noch nie zuvor ausgestellt.
Gleichzeitig passt der Begriff des Fleisches zu den Räumlichkeiten der alten Halle, wie die Faust aufs Auge. Wo noch vor wenigen Jahrzehnten Fleisch an Haken durch die Halle gezogen wurde, hängen jetzt Bilder und Fotografien an den Wänden. Auf einer kleinen Bühne steht ein DJ-Table und ein Klavier aus dem Jahr 1926. Die Örtlichkeiten passen perfekt zum inhaltlichen Konzept und verleihen der Ausstellung etwas Zwangloses und Alternatives.
"Kunst ist nichts Elitäres. Kunst ist für jeden erfahrbar", fasst Mojique Vincent Herrmann von der Karlsruher Agentur "Wunschkultur", die "FKK Frischfleisch" organisiert, das Grundprinzip in eigene Worte. Auch das Alter spiele keine Rolle. Die jüngste Künstlerin sei dieses Mal 17 Jahre alt. Bei der Premiere der Ausstellung 2009 stellte der bisher älteste Künstler mit Ende 70 seine Zeichnungen aus, die er in seiner Jugend angefertigt hatte.
"Wir wollten etwas Neues machen und nicht einfach irgendwo eine Band spielen lassen"
"Unsere Zielgruppe ist genauso bunt gemischt, wie die Künstler, die hier ausstellen", stellt Katharina Langpeter von "Wunschkultur" fest. Das Begleitprogramm der Ausstellung geht weit über die bildende Kunst hinaus. Musikalisch ist sie ebenso bunt wie die Bilder und Fotografien an den Wänden. Klassik, Gitarrenmusik, Electro und Drum 'n' Bass bringen Schwung in das alte Gemäuer. Kurzfilme und Literatur runden den Rahmen ab.
Das Konzept von "FKK Frischfleisch" entstand vor drei Jahren im Rahmen des Seminars "Projektmanagement" an der Karlsruher Uni. Mojique Vincent Herrmann, damals Student der Angewandten Kulturwissenschaften", entwickelte das Projekt zusammen mit Mitstudenten. "Die Aufgabenstellung lautete 'Projekterstellung'", erinnert sich Herrmann. "Wir wollten etwas Neues machen und nicht einfach irgendwo eine Band spielen lassen." Heraus kam eine Veranstaltung für Amateurkünstler, "die so tolle Sachen machen, aber keine Plattform haben", erklärt Katharina Langpeter.
"Wünsch dir was" und "Meet the maker"
Von Beginn war das Projekt ein Erfolg beim Publikum. "Wir haben Stammgäste, die jedes Jahr wiederkommen und die Ausstellung auch mehrmals anschauen", betont Langpeter. Zusammen mit Mojique Vincent Herrmann hat sie zu Beginn des Jahres die Agentur "Wunschkultur" ins Leben gerufen. Fünf Projekte stellt das eingespielte Zwei-Mann-Team momentan auf die Beine. Einmal im Monat organisieren die beiden das Projekt "Wünsch dir was" im Carambolage. An wechselnden Themenabenden gibt es Partymusik mit einem Klecks Kultur.
Im April fand der Wortspielslam in der Stadtmitte fand und diesen Monat zehn Tage FKK im Schlachthof. Weniger alternativ wird es bei der Gernod Weis-Ausstellung zugehen, die ebenfalls für dieses Jahr geplant ist. Dort erhält der in Karlsruhe lebende und arbeitende Künstler und Erfinder der Karlsruher Radierpresse eine Art Retrospektive seines bisherigen Werks. Am 10. September findet rund um die Fleischmarkthalle der Designmarkt "Meet the maker" statt. Zahlreiche Designer, hauptsächlich aus Baden-Württemberg, präsentieren dort Möbel, Deko, Textil und vieles mehr.
Unterstützung vom Kulturamt und der FächerGmbH
"Solche Konzepte gibt es bereits seit langem in anderen Großstädten", sagt Katharina Langpeter. Karlsruhe sei in solchen Dingen vergleichsweise etwas langsam. Dass diese nun auch in der Fächerstadt realisiert werden, ist nicht nur den beiden kreativen Köpfen von "Wunschkultur" zu verdanken. "Wir bekommen sehr viel Unterstützung vom Kulturamt und der FächerGmbH", freut sich Langpeter. "Wir kommen mit Konzepten zu ihnen und sie sind begeistert davon." Das Kultuamt sorgte auch dafür, dass die Agentur bei "Design am Oberrhein" eingegliedert wurde. Dieses Vernetzungsprojekt bietet eine grenzüberschreitende Plattform für die Designbranche.
Ähnliche Vernetzungsmöglichkeiten sieht die Eventmanagerin auch im Kreativpark "Alter Schlachthof" und nennt als Beispiel das Kreativgründerzentrum, das in der ehemaligen Schweinemarkthalle entstehen wird. "Wunschkultur" organisiert zwar Veranstaltungen im Kreativpark, hat sich selbst dort jedoch noch nicht niedergelassen. Aber was noch nicht ist, könnte in Zukunft noch werden.