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Der ka-news-Kinotipp

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    Schwächen kaschieren und aus Stärken maximales Kapital schlagen, das ist die Autorenmaxime des Dan Brown. "Scharf anti-christlich, voller Verleumdungen, Beleidigungen und historischer sowie theologischer Fehler in Bezug auf Jesus und das Evangelium" nennt es die katholische Kirche, welche sich mit diesen unbedachten Aussagen unfreiwillig zum besten Promoter der teils durchaus schlüssigen Verschwörungstheorien aufgeschwungen hat.

    Der amerikanische "Sakrileg"-Regisseur Ron Howard zeigt sich in seiner Sicht auf den "Da Vinci Code" indes weniger fasziniert von der ach so ketzerischen Behauptung, der vermeintliche Sohn Gottes, ein Mensch wie du und ich, hätte ein Kind gezeugt, und der Heilige Gral sei nicht etwa das Trinkgefäß, welches ein Indiana Jones noch auf seinem bislang "Letzten Kreuzzug" entdeckt hat, sondern der Schoß von Maria Magdalena. Vielmehr sind's die europäischen Schauplätze, die in Form von Sets am und im Pariser Louvre oder der Temple Church zu London Einzug in die millionenschwere Hollywood-Produktion halten dürfen.

    Ron Howard nutzt das enorme Unterhaltungspotenzial

    Der Zusammenhang zwischen katholischer Kirche und der sektenartigen Organisation Opus Dei wird zwar auch im Film als mehr oder minder Tatsache dargestellt, die Brownsche Missionierung des Rezipienten fällt jedoch ungleich schwächer aus. Howard nutzt im Grunde lediglich das enorme Unterhaltungspotenzial der Geschichte. Die ist angesichts der Handlungsdichte im Grunde unverfilmbar und der Regisseur liefert den Beleg. Selbst im Laufe von zweieinhalb Stunden, die trotz einiger inhaltlicher Abwandlungen den Roman in Stil wie Tempo einigermaßen adäquat wiedergeben, gelingt es nicht annähernd, dessen Tiefe auch nur anzudeuten.

    Im Auftrag des Herrn und doch nur Marionette seiner Oberen: Silas, der mordende Mönch (Foto: pr)

    Wo Brown seine Geschichte noch über Seiten hinweg mit (unabdingbaren) Details und Hintergründen ausschmückt (allen voran jene zum Verschwörungstheorie tragenden Geheimbund Prieuré de Sion, von dem Brown hartnäckig behauptet, er wäre im Jahr 1099 gegründet und nicht erst im 20. Jahrhundert von einem französischen Geschichtsfälscher erfunden worden), klatscht Howard dem Zuschauer zweidrei zunächst völlig inhaltslose Stichworte hin, die der im besten Falle noch durch einen Fünf-Sätze-Crash-Kurs erläutert bekommt.

    Die literarische Schatzsuche als cineastische Schnitzeljagd

    Wer nicht zu den 40 Millionen gehört, die das Werk in Buchform verschlungen haben oder sich zumindest einen religionswissenschaftlichen Laienwissens rühmt, wird nur mit den allerwichtigsten Informationsschnipseln versorgt und dürfte im Laufe des Codeknackens um Leonardo Da Vincis berühmte Gemälde hie und da doch ein wenig ratlos zurückbleiben - während die Geschichte ohne Unterlass weiterrast.

    Mona Lisa lächlelt wissend, denn auch sie birgt einen Hinweis für Robert Langdon und Sophie Neveu (Foto: pr)

    Nur all zu oberflächlich bleibt damit auch jene der Roman-Figuren, deren Hintergrund ebenso notdürftig wie zwangsläufig in sekundenknappe, graublau verwaschene Flashbacks eingeflochten bleibt und die ihre zweifellos vorhandene charismatische Anziehungskraft gar nicht selten allein aus der erstklassigen und gut gewählten Besetzungsliste beziehen - angefangen beim Harvard-Symbologen Robert Langdon (Tom Hanks) und Polizei-Kryptografin Sophie Neveu (Audrey Tatou) als dem Inbegriff der Keuschheit mit einem auf Filmlänge nur noch nervigem "frosösisch Okso", die beide vom undurchsichtigen Inspektor Fache (Jean Reno) gejagt werden; Ian McKellen als Roman-Schlüsselfigur Leigh Teabing über den Schweizer Bankdirektor André Vernet (Jürgen Prochnow) bis hin zu Opus Dei-Bischof Aringarosa (Alfred Molina) und seinem göttlich Werkzeug Paul Bettany in der beängstigend gespielten Rolle des Mönches Silas.

    Die literarische Schatzsuche kommt am Ende über eine cineastische Schnitzeljagd nicht hinaus und wir dürfen uns dennoch in jeder Hinsicht freuen: Zuvorderst über das abermalige Kontra, welches die gesellschaftlich legitimierte Sekte namens Kirche erfährt, die über Jahrhunderte in Namen und Auftrag des Herrn gemeuchelt und gemordet hat; und die 148 Minuten überdurchschnittlichen Kinothrill natürlich, mit wohlgemerkt jeder Menge Luft nach oben. Wobei letzterer vielleicht der schönste Aspekt am "Da Vinci Code" ist. Denn den heilgen Gral auf der Leinwand suchen wir nach wie vor, das Kinojahr ist mitnichten gelaufen - und so schade ist das doch eigentlich gar nicht. In Karlsruhe braut sich die Brownsche Verschwörung in Kurbel, Universum, Schauburg und Filmpalast zusammen.

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