Sind vor der ordentlichen Mitgliederversammlung des Karlsruher SC, bei dem die Entscheidung für oder gegen ein Stadionneubau fallen soll, zwischen dem Verein und der Stadt noch Punkte offen? In einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch am Freitag, immerhin zwei Tage vor der Versammlung, fasst Oberbürgermeister Frank Mentrup den Stand der Verhandlungen aus seiner Sicht zusammen.
Hintergrund der Einladung war ein Medienbericht über ein Verhandlungsgespräch, das am Montag stattgefunden hat. Dort trafen sich Vertreter der Stadtverwaltung und des KSC-Präsidiums unter der Leitung des Präsidenten der IHK Karlsruhe Wolfgang Grenke. Nach diesen Berichten hält es Mentrup nach eigenen Angaben für sinnvoll, insbesondere für die Mitglieder des KSC, aber auf für die Bevölkerung, über die Situation zu sprechen und die Sicht der Stadt zu äußern.
KSC soll nicht an den Verhandlungen teilnehmen
So seien die dargestellten Lösungen aus Sicht der Stadt nicht ganz zutreffend. Der KSC hatte bereits mehrfach gefordert, bei den Verhandlungen am Tisch sitzen zu können. Doch wie Mentrup angibt, sei dieser Punkt in den Gesprächen so nicht festgehalten worden. Vielmehr habe man sich auf eine Steuerungsgruppe geeinigt, welche die Verhandlungen begleiten soll. Nach den Verhandlungen durch die Verantwortlichen solle eine Stellungsnahme an diese Steuergruppe gerichtet werden.
"Der KSC ist bei der Steuerungsgruppe, sitzt aber nicht am Verhandlungstisch", so Mentrup. Sollte dem KSC durch eine Entscheidung nach eigener Einschätzung ein finanzieller Nachteil für den Geschäftsbetrieb entstehen, dann könnte das KSC-Präsidium intervenieren. Dies sei aber schon der Stand von vor den Gesprächen am Montag gewesen.
Ein weiterer Knackpunkt sei am Mittwoch bei weiteren Gesprächen einer Arbeitsgruppe aufgetreten. Dort seien die Kompromisse vom Wochenanfang teilweise wieder infrage gestellt worden. "Aktuell arbeiten wir an einem Protokoll, welches die Ergebnis der Verhandlungen vom Montag festhalten soll", sagt Mentrup. Doch es gebe Differenzen zwischen den Gesprächen und der Verschriftlichung der Themen. Seither seien keine weiteren Gespräche geführt worden.
Immer wieder der Streitpunkte
"Der KSC lehnte Gespräche wiederholt ab, auch in der Sommerpause", kritisiert Mentrup. So habe man die Verhandlungen immer wieder ausgebremst. "Ich bin bestürzt und ratlos", gibt Mentrup zu verstehen. "Der KSC nutzt Chancen nicht, das ein oder andere zu klären."
Ein Beispiel für die sich ständig wiederholenden Diskussionen sei das VIP-Parkhaus mit 250 Stellplätzen, welches der KSC unter der künftigen Haupttribüne haben möchte. Die Stadt hingegen sieht dafür kein Bedarf: "Zum Vergleich: Hoffenheim hat gerade einmal fünf Promiparkplätze", so der Oberbürgermeister. Das Thema sei eigentlich schon vom Tisch gewesen, doch der KSC brachte es wieder ins Gespräch. Hier sei die Stadt entgegenkommend gewesen, weil man derzeit versucht, eine Klausel in die Ausschreibung zu setzen, die die Option für eine Tiefgarage offen lässt.
"Ich habe Zweifel, ob auf der Basis eine Einigung erzielt werden kann", gibt Mentrup zu Bedenken. Er habe den Eindruck, dass der KSC ein Grundmisstrauen gegenüber der Stadt hat. Allerdings wünscht er: "Vertrauen zu haben, gemeinsam dieses Interesse 'Stadion' zu verfolgen."
Wenn kein Entschluss fällt, ist das Projekt in Gefahr
Düstere Aussichten hat Mentrup, falls bis Oktober kein Entschluss gefasst ist. Wenn der enge Zeitplan nicht eingehalten wird, könnte der Abbruch der Haupttribüne nicht wie geplant 2017 stattfinden. "Ein Zeitverzug ist aber mit einer Kostensteigerung verbunden", mahnt Mentrup. So würden ein Jahr Verspätung mit rund drei Millionen Euro zu Buche schlagen. Und diesen Voraussetzungen hätte der Beschluss des Gemeinderats vom Juli keine Wirkung. Eine neue Abstimmung wäre nötig, "und ich weiß nicht, ob wir erneut eine Mehrheit zusammen bekommen", warnt Mentrup.
"Wenn diese Chance nicht genutzt wird, dann hat der Bau in dieser Stadt keine Zukunft", fasst der Oberbürgermeister zusammen. Für Sonntag erhofft er ein positives Votum, um mit der KSC-Führung bald "den Knopf dran machen" zu können.
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