Kap war einer der wichtigsten Eisbären in dem „Europäischen Erhaltungszuchtprogramm“ (EEP). Er wurde im Oktober 2000 in Moskau als Nachwuchs von zwei wild gefangenen Eisbären aus Russland geboren und musste immer wieder umziehen, da seine Gene als genetisch wertvoller Bär sehr begehrt waren. Mehrmals wurde versucht, Kap mit weiblichen Bärinnen zu paaren, jedoch zeugte er in seinem Leben lediglich zwei Kinder.
Kaps Mutter Murma wird vermutlich 1990 in der Wildnis in Russland geboren. Sie stirbt am 24. Oktober 2020 in Moskau. Sein Vater Uold wird 1991 im Moskauer Zoo von den Eisbären Diksa und Umka aus Kazan gezeugt und stirbt bereits 2002.
Nach dem Erschießen in Nürnberg kommen neue Bären nach Karlsruhe
Ende 1999 werden Wasserhabitat-Gehege für die Eisbären im Karlsruher Zoo umgebaut. Für die Zeit des Umbaus werden die Karlsruher Eisbären Yukon Efgenia, Silke, Nadine und Tatjana in den Tiergarten Nürnberg ausgelagert. Tatjana stirbt offensichtlich kurz danach. Am Abend entkommen die Tiere aus ihrem Gehege und gehen im Waldgebiet spazieren. Die Situation wird als so gefährlich eingeschätzt, dass der Zoodirektor den Befehl gibt, die Tiere zu erschießen.

Am Ende des Jahres 2001, nachdem die neue Eisbären-Anlage in Karlsruhe eröffnet wurde, leben dort nur zwei Bärinnen aus Rotterdam. Es kommen jetzt wieder junge Bären nach Karlsruhe – alle sind Ende 2000 in europäischen Zoos geboren. Außer Vitus und Nika, das das neue Zuchtpaar werden soll, kommt der einjährige Kap aus Moskau. Nika und Vitus leben rund zehn Jahre in Karlsruhe, aber Kap zieht bereits im April 2004 nach Neumünster in Schleswig-Holstein um. Abgesehen von einer kurzen Auszeit in Hannover (vom März 2013 bis Mai 2014) lebt Kap bis April 2017 im Tierpark Neumünster. Der Versuch, Nachwuchs zu erzeugen, bleibt allerdings hier erfolglos.
Kein Nachwuchs in Karlsruhe
Die Eisbären Vitus, Larissa und Nika leben rund zehn Jahre in Karlsruhe. 2016 wird jedoch festgestellt, dass Vitus zuchtunfähig ist und Larissa zu alt für die Zucht. Sie ziehen in den Tierpark in Neumünster und dafür kommt Kap wieder in die Fächerstadt. Die Eisbärin Nika könnte noch Nachwuchs bekommen und Kap soll mit ihr für Nachkommen sorgen. Er trifft im April in Karlsruhe ein und versteht sich mit seiner neuen Gefährtin sehr gut. Kap bringt wertvolle Gene mit, da er aus der Moskauer Blutlinie stammt, die es sonst in Deutschland nicht gibt. Trotzdem kommt es immer noch nicht zu einem Nachwuchs.

Nika stirbt an ihrem Geburtstag
Nika hat seit längerer Zeit eine Gelenkveränderung am rechten Hinterfuß und eine offene Wunde, die durch Kratzen an der Haut ihres Hinterfußes dazukommt. Sie wird seit Monaten mit unterschiedlichen Methoden behandelt, aber durch eine Infektion der offenen Wunde hat sich ihr Zustand noch verschlechtert.

Leider schlagen die Behandlungen nicht an und an ihrem 19. Geburtstag am 26. November 2019 wird sie eingeschläfert. Jetzt hat Kap auch keine Partnerin mehr und wird nach Hamburg geschickt, zu dem Zoo Tierpark Hagenbeck. Hier wird er mit Eisbärin Victoria gepaart. Seit 20 Jahren gibt es im Tierpark keinen Nachwuchs bei den Eisbären.
Weihnachtswunder Anouk
In Hamburg wird Kap endlich Vater. Nach seiner Paarung mit Victoria kommt am 19. Dezember 2022 die kleine Eisbärin Anouk zur Welt. Sie ist für den Zoo eine kleine Sensation. Da aber ihre Gene sehr wertvoll für die Arterhaltung der Eisbären sind, wäre es wichtig, sie zu paaren. In der Regel bleiben Eisbärbabys zwei Jahre lang bei ihren Müttern, wie damals Tierarzt Michael Flügger erklärte. So bleibt Anouk etwas mehr als zwei Jahre in Hamburg und zieht dann nach Frankreich um.
Kaps auffälliges Stressverhalten (Lauf-Stereotypie und Kopfdreh-Stereotypie) in Hamburg wird von Zoobesuchern an die städtische Aufsicht gemeldet. Er verlässt den Tierpark aber im Juli 2023 in Richtung Karlsruhe und Victoria bleibt allein in Hagenbeck auf der Eismeer-Anlage.

Anouks neuer Partner wurde bereits durch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm ausgewählt. Sie kommt im Mai 2025 zum Safari Resort Lumigny bei Paris und für Victoria wird auch ein geeigneter Mann vom EEP gesucht. Hagenbeck leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Tierart, denn nach Schätzungen der IUCN (International Union for Conservation of Nature) gibt es weltweit nur noch 25.000 Eisbären. Exakte Daten gibt es dazu nicht, aber Fachleute gehen von etwa 22.000 bis 31.000 Eisbären aus.
Die Rückkehr des charismatischen Eisbären
Im Juli kehrt Kap wieder nach Karlsruhe zurück, um mit dem Eisbärenweibchen Nuka gepaart zu werden. Der Plan ist, die früher erfolgreiche Karlsruher Eisbärenzucht fortzusetzen. Kurz danach wird Nuka tatsächlich trächtig und bringt am 2. November 2024 zwei Jungtiere zur Welt, von denen eines überlebt – Mika.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm
Bei den europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) geht es um zooübergreifende Projekte zur koordinierten Zucht von Tierarten, die in Zoos leben. Das ursprüngliche Ziel des Projekts war, diese Tierarten ohne weiteren Erwerb von Wildfängen dauerhaft mit ausreichender genetischer Diversität in den Zoos zu erhalten. Seit den 1990er Jahren konzentriert sich das Programm vorwiegend auf die Erhaltung bedrohter Arten.
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