Die Stadt hat eine reichhaltige Privattheater-Szene, darunter das Sandkorn, das Kammertheater, die Badisch Bühn, das Jakobus-Theater, das Improtheater, das Figurentheater "Die marotte", das Theater "Die Käuze" oder das Theaterland. Im Herbst letzten Jahres blieben allerdings die Zuschauer bei einigen Theatern in großer Zahl aus.
Akute Publikumskrise im Herbst
"Die Situation war dramatisch", erinnert sich William Danne, Intendant und unter anderem Regisseur und Schauspieler am Kammertheater. "Wir haben uns über die sozialen Medien direkt an die Zuschauer gewandt und ihnen unsere Situation aufgezeigt." Im Herbst mussten viele Vorstellungen abgesagt werden, "rund die Hälfte", meint er. "Wir haben uns nur noch auf die Wochenenden konzentriert und haben uns entschlossen, einen unserer beiden Theatersäle vorübergehend zu schließen – obwohl ein Spielplan bis zum Sommer stand." Fünf Produktionen wurden auf einmal gestrichen. "Wir hätten mit jeder gespielten Vorstellung Verluste erzielt", resümiert Danne.
"Wenn man mit den Kolleginnen und Kollegen im ganzen Land spricht, wird eine Entwöhnung seitens des Publikums während der Corona-Lockdowns geschildert. Bis in den Herbst 2022 hat teils auch die Angst vor Corona in geschlossenen Räumen eine Rolle gespielt", erläutert sein Kollege Erik Rastetter, Geschäftsführer, Regisseur und Schauspieler im Sandkorn-Theater.
Die Zuschauer suchen sehr genau aus
Im Winter besserte sich die Lage unerwartet, erklärt Danne: "So etwas wie ein Wunder trat ein: November bis Januar waren im großen Haus im Kammertheater fast alle Vorstellungen ausverkauft! Aktuell sind wir guter Dinge, aber man merkt, dass die Zuschauer sich sehr genau aussuchen, was sie anschauen. "Aufguss", ein bekanntes Stück, war sofort ausverkauft. Ich höre auch von anderen Theatern, dass eine Zögerlichkeit bei Neuproduktionen besteht, bei denen der Zuschauer noch nicht wissen, was sie erwartet. Das war vor der Pandemie anders."
Es sei ein sehr dynamischer Prozess, bestätigt Rastetter, auch im Sandkorn hat sich die Lage im Januar und Februar deutlich verbessert. "Im September und Oktober hatten wir damit zu kämpfen, dass Aufführungen auch mangels Kartenvorverkaufs abgesagt wurden. In den letzten Wochen waren die Aufführungen voll, teils sehr voll. Die Zuschauerinnen und Zuschauer scheinen recht kurzfristig ihre Tickets zu buchen."
Im Mundart-Theater Badisch Bühn war die Situation besser, wie Thomas Munz, Geschäftsführer und Schauspieler, erläutert – die Besucherzahlen waren auch im Herbst gut: „In den Winterspielmonaten November, Dezember und Januar haben wir nahezu 'vorpandemisches' Niveau erreicht. Alle Vorstellungen waren sehr gut besucht."

Vorsichtiger Optimismus – wenn das Publikum weiterhin kommt
Wie Erik Rastetter die Lage inzwischen beurteilt? "Ich bin vorsichtig optimistisch, da die letzten Wochen besser laufen. Es gibt weiterhin eine gewisse Unbeständigkeit beim Publikumsverhalten, trotzdem blicken wir hoffnungsvoll nach vorne." William Danne erklärt, dass "viel Spontanität" gefragt sei. "Vor der Pandemie hat man zwei Jahre im Voraus geplant – jetzt planen wir teilweise zwei Monate im Voraus." Für März und April möchte er noch keine Prognose abgeben.
Abgesehen davon bleibt die Lust am Theatermachen: "Wir als Badisch Bühn erleben den Hunger der Besucherinnen und Besucher nach Unterhaltung, nach Ablenkung, nach Lachen und wir freuen uns, dass wir dazu beitragen können", so Thomas Munz. "Auch auf die kommenden Monate blicken wir deshalb optimistisch, die Vorverkaufszahlen sind bereits jetzt recht gut."
Im Sandkorn soll im Herbst eine Musikproduktion zum Thema 1980er Jahre zu sehen sein, passend zu einer Ausstellung im Landesmuseum. Als anspruchsvoller Thriller ist beispielsweise "Der Anruf" (21.04 bis 30.04.) im Programm. Im Jakobus-Theater wird ab März 2023 die Komödie "Willkommen bei den Hartmanns" gespielt, bei der Badisch Bühn steht im April das Lustspiel "De Bädschler (...oiner isch immer de Depp)" auf dem Plan. "Die marotte" setzt weiterhin nicht nur auf Figurentheater, auch Aufführungen des Improtheaters findet dort monatlich statt.
William Danne kündigt im Kammertheater die Premiere von "Club Las Piranhas" an, die Bühnenfassung eines Films von Hape Kerkeling. Dazu wird beispielsweise "Show must go on" gezeigt. Und: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns in der Spielzeit 23/24 der Betrieb einer zweiten Spielstätte möglich ist." Dafür braucht es weiterhin das Bewusstsein des Publikums.
Immer einen Besuch wert
• 24.03. bis 16.06. – Willkommen bei den Hartmanns
Jakobus-Theater Karlsruhe
• Ab 01.04. Premiere: Rocky Waschbär – Der Apfelkuchendieb
marotte Figurentheater
• 21.04. bis 30.04. – Der Anruf
DAS SANDKORN Theater & mehr
• 22.04. bis 21.05. – Show must go on
Kammertheater Karlsruhe
www.kammertheater-karlsruhe.de
• 30.04. und 01.05. – Dunkelheit
Improtheater Karlsruhe
www.improtheater-karlsruhe.com
• 05.05. und 23.06. – Improtheater Show
Bühnensprung Improtheater
• 20.05. – Überraschungsbesuch
Theater Stupid Lovers
• Ab Juni – Lauras Stern
Theater "die Käue"
• Ab 16.06. – Premiere: In annere Umschdänd
Badisch Bühn Mundarttheater Karlsruhe

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