Wir haben dem schönen Bad in der Innenstadt auch schon einen ausgiebigen Besuch abgestattet, und was war das für eine wunderbare Liaison zwischen Wellness und Konzerterlebnis. Aber: Auch der reine Besuch der Therme lohnt sich über die Maßen, der Bade- und Saunagenuss ist in der Tat ein ganzheitliches Vergnügen. Zum 150-jährigen Jubiläum ist es nun an der Zeit, tiefer in die Geschichte der Karlsruher Badeanstalt vorzudringen - die historische Angelegenheit ist höchst interessant und spannend, die Einrichtung schöner und facettenreicher denn je!
Eine feine und lohnende Sache ist natürlich die Jubiläumswoche im Frühherbst 2023 (11. bis 17. September) im Vierordtbad, hier gibt es ein wunderbares und vielfältiges Program zu erleben. Zudem geht das kreative Multimedia-Ereignis "Sounds Of Life" in die nächste Runde, noch gibt's Tickets für die Show vom feinen Musiker Kris Felix Bauer!
Angefangen hat alles im Jahre 1867, der Bau des damaligen Vierordtbades geht auf eine Stiftung des Bankiers Heinrich Vierordt zurück. Er vermachte damals der Stadt 60.000 Gulden für wohltätige Zwecke. Allein, es war nicht der eigentliche Plan - Vierordt stiftete diesen Betrag nicht in der Absicht, damit ein Bad zu bauen, sondern eigentlich eine Markthalle. Kurios.

Das Vierordtbad ist nicht - wie des Öfteren angenommen - im Jugendstil errichtet worden. Vielmehr war Durm, welcher das Stadtbild Karlsruhes maßgeblich mitgeprägt hat, ganz dem Historismus verpflichtet. Gebaut wurde von 1871 bis 1873, Eröffnung des Bades war dann final und schließlich am 3. April 1873.

Es entstanden Wannenbäder, verschiedener Klassen nach Herren und Damen getrennt. Die großen Wohnhäuser hatten damals in der Regel keine Bäder, weshalb der Bedarf an öffentlichen Wannenbädern definitiv gegeben war. Dampfbäder und die Kurabteilung rundeten das Angebot in der heutigen Therme ab. Mittelpunkt der Anlage war schon damals die majestätische und imposante Rotunde mit dem eindrucksvollen Kuppeldach.

Eine Vergrößerung der Einrichtung fand erstmals zwischen 1874 und 1892 statt: Eine Verbesserung der Heizungsanlage, 1887 dann Einbau einer Gasbeleuchtung. Das Freskobild wurde 1892 aus einer Stiftung des Malers W. Klose durch Prof. Robert Ulke (München) in Mosaik neu hergestellt. Die Kuppel ist im Inneren durch vier von W. Klose geschaffenen und der Stadt geschenkten Landschaften geschmückt.

Gehen wir in den zeitlichen Bereich von 1898 bis 1900: Bisher wurden meist Wannenbäder angeboten - die Idee, in einer Halle ganzjährig ein Schwimm- und Badebecken vorzuhalten, entstand hierbei. Die Erweiterung der Badeanlage erfolgte durch den Stadtbaurat Wilhelm Strieder, es wurde die Schwimmhalle mit dem Bassin 28,70 x 10,70 Meter, größte Tiefe 2,80 Meter, errichtet.

Außerdem entstand die neue Kurabteilung mit Warm- und Kaltwasserbecken, mit etlichen weiteren Einrichtungen und 40 auf zwei Geschosse verteilte Auskleide- und Ruhezellen. Neueröffnung der Badeanlage nach diesem großen Um- und Erweiterungsbau war am 2. Juli 1900.

Anschließend an das Kurbad wurden neue Räume für die Wäscherei und das Kesselhaus mit allem Zubehör erstellt. Es gab Planungen, in Verlängerung des Westflügels, eine weitere Schwimmhalle für Frauen zu errichten. Eine Realisierung fand jedoch nie statt. Stattdessen wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vierordtbad das Tullabad gebaut und im Jahr 1955 eröffnet.

1938 erfolgten erste größere Sanierungen in der Schwimmhalle, infolgedessen wurden leider die schönen Stuckarbeiten an der Decke und im Kabinenbereich entfernt. Die großzügigen Holzkabinen wurden durch schmalere Kabinen ersetzt. Sowohl an den Wandflächen, als auch den neuen Kabinen wurden grüne Majolika-Fliesen verlegt. Zudem wurden Teile der Technik saniert.

1944/45 gab es eine kriegsbedingte Schließung für acht Monate. 1950 lobte der Bäderfachmann "Mr. Nicolls" aus Los Angeles die Technik der Schwimmhalle - das Wasser wurde alle acht Stunden einmal durch Sandfilter gereinigt und chloriert.

Nachdem Pläne existierten, doch noch eine zweite Schwimmhalle zu errichten (diese war als Frauenbad ja bereits 1900 angedacht), entschied man sich schließlich zum Bau des Tullabades. Das Tullabad eröffnete 1955, damals mit weltweit beachteter modernster Technik. Das Wasser der Schwimmhalle des Vierordtbades wurde ab diesem Zeitpunkt ebenfalls im Tullabad aufbereitet.
Das Kurbad von 1900 befand sich in einem recht schlechten Zustand. Insbesondere gab es Feuchtigkeitsprobleme in den Räumen, in denen sich die Becken befanden. Zudem war die Anzahl der Umkleidekabinen nicht mehr ausreichend. Planungen, lediglich den zweigeschossigen Umkleidetrakt durch einen Neubau zu ersetzen wurden gemacht, doch entschied man sich für einen Abriss und Neubau des gesamten Kurbades.

Im Schriftwechsel aus der damaligen Zeit, ging es um wirtschaftliche Überlegungen. Im Juni 1962 wurde mit dem Abriss begonnen, aus heutiger Sicht leider sehr schade. Den nüchternen Bau im Stil der 60er-Jahre plante der Architekt Hans-Jürgen Lau.
Die Wiedereröffnungsfeier fand am 15. Mai 1964 statt. In dem eingeschossigen Bau befanden sich ein großer Umkleidebereich, Heiß- und Warmlufträume, Dampfräume sowie ein Warmwasser- und Kaltwasserbecken. Über den Becken schuf der Karlsruher Künstler Carl Egler (1896 bis 1982) ein imposantes Wandbild aus einzigartigen Majolika-Fliesen.

1981 fand die Fertigstellung des sogenannten "Böhlerbaus" als Ersatz des Gebäudes für Unterwassermassage von 1959 statt. In diesem Bau befand sich bis 2016 ein Whirlpool und ein Ruheraum.
1996 stand die Umgestaltung des Kurbads zum Gesundheitszentrum in mehreren Bauabschnitten an: Die Einrichtung verschiedener Saunahütten im westlichen Innenhof. Umgestaltung und Verlegung des Umkleidebereichs.

Im August 2002 wurde die Schwimmhalle für eine umfassende Sanierung geschlossen. Unter Berücksichtigung von Gegebenheiten des Denkmalschutzes entstand im historischen Gebäude eine moderne Badeanlage mit zwei Becken und zeitgemäßer, energiesparender Technik.
Ab Mai 2004 wurde dann im Gesundheitsbad die immer noch vorhandene Dampfheizung auf Fernwärme umgestellt. Dabei musste die komplette Lüftungsanlage in diesem Bereich ersetzt werden. Durch den Einbau von Wärmerückgewinnungsanlagen wurde der Energieverbrauch nach der Sanierung erheblich geringer.

Die Jahre 2017 bis 2021 waren von zahlreichen Umbauarbeiten geprägt, welche das Gesicht der Therme massiv und elementar veränderten. Um den heutigen Anforderungen an eine moderne Wellnesslandschaft gerecht zu werden, wurde enorm in die Attraktivierung des Angebots investiert.
Begonnen wurde mit dem Umbau des östlichen Innenhofs in den Mediationshof samt Kaltwasser-Durchschreitebecken und Wasserspielen, über den Neubau der Markgrafen-Sauna mit neuester Licht- und Tontechnik und des Solehofs mit drei neuen Warmwasser-Außenbecken, bis hin zur Solevernebelung und neuen, gemütlichen Ruheräumen.

Auch die historische Rotunde erfuhr (und erfährt auch aktuell) in den Wintermonaten eine mit einzigartigen 360 Grad-Projektionen und eigens komponierter Musik eine neue Nutzung, Dekoriert wurden die steten Bemühungen zur Attraktivierung des Vierordtbades mit der 5-Sterne-Auszeichnung "Welness Stars" - eine tolle und veritable Erfolgsgeschichte!

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