Als offenes Diskussionsformat angelegt, sollen nicht nur Mitglieder und Gäste der HfG, sondern auch die Stadtöffentlichkeit mittels Roundtables, Streitgesprächen, Pop-Up-Events und Präsentationen, mit ihren Beiträgen und Gedankenexperimenten aktiv in das in das bunte Geschehen eingebunden werden.
Der Blick soll dabei auch auf die Zukunft der Hochschule und auf ihren gesellschaftlichen Beitrag gerichtet werden - "ein Festival für Zukunftsgedanken", das ist die Intention der versierten Gastgeber/Macher. Wir haben diesbezüglich den Projektinitiator Prof. Dr. Matthias Bruhn zum Gespräch gebeten.
Der Ausdruck/Begriff "Gestaltung" ist gut 100 Jahre alt - wo liegt ganz allgemein die Zukunft von/der Gestaltung, auch in Ihrem Haus? Und somit von Symposien wie "The Future of Gestaltung"?
Die HfG sollte eine Antwort auf die rasante technische Entwicklung sein und Menschen in den Stand versetzen, souverän mit den neuen Medien umzugehen. Angesichts des Umstandes, dass sich digitale Technologien und Anwendungen im Zyklus weniger Jahre fundamental ändern, bleibt dieses Ziel eine Herausforderung. Es braucht technische Kenntnisse genauso wie ein Verständnis für die größeren Zusammenhänge, also Programmieren genauso wie Zeichnen oder Werkstoffkunde genauso wie Gesellschaftskunde.
Anlässlich von 30 Jahren HfG haben wir uns gefragt, was das für unsere zukünftige Arbeit bedeutet: Auch Gesetze, schulische Lehrpläne oder Krankenhausbetten werden von irgendwem gestaltet und formen Gesellschaft – wer trifft hier die Entscheidungen, mit welchem Ziel? Es kann nicht mehr nur das Ziel sein, die Welt mit noch mehr Produkten zu verschönern. Das Nachdenken über die Produktion als solche steht längst im Mittelpunkt, und das heißt, dass möglichst viele Menschen an der Frage teilhaben sollten, was Gestaltung in Zukunft ist, soll oder darf.
Im Jubiläums-Rückblick: Was hat die HfG in den drei Jahrzehnten ihrer Existenz auf den Weg gebracht, was sind die großen Errungenschaften/Erfolge der Einrichtung?
In der Rückschau beeindruckt mich die Liste der Personen, die hier gelehrt und studiert haben. Sie zeigt übrigens auch, dass viele erst durch die HfG oder danach bekannt wurden. Die ständige Rotation – eines der 1992 eingeführten neuen Prinzipien - hat immer neue Köpfe ans Haus gebracht. Auf der anderen Seite hat die Struktur viel Aufwand mit sich gebracht, weshalb das Professurmodell in Zukunft einen Mix aus Kurz- und Langzeitstellen vorsieht; und mit der Fluktuation geriet auch das institutionelle Gedächtnis ins Hintertreffen, ein großes Projekt arbeitet gerade an dieser Frage.
Selbst wenn "Interdisziplinarität" inzwischen Gemeinplatz sein sollte, bleibt die fachübergreifende Arbeit das Kernmerkmal der HfG. Sie bietet die Grundlage für weitere Forschungen als auch ein Aufbaustudium für jene, die schon eine Ausbildung haben – beides kommt hier zusammen. Die HfG erfordert daher viel Selbstständigkeit, macht sich am Ende des Studiums aber deutlich bemerkbar. Viele Studierende sind schon während ihres Studiums etabliert, und wer an der HfG abgeschlossen hat, bleibt ihrer Idee verbunden.
Wie wichtig ist die HfG als (H)Ort der Kreativität in Karlsruhe - und damit ihre einmalige Verbindung von Kunst, Theorie und Design?
Ich kann mir Karlsruhe ohne die HfG und das ZKM nicht vorstellen. Wenn wir noch die Städtische Galerie und neuerdings die Staatliche Kunsthalle hinzunehmen, haben wir hier ein einzigartiges Kreativquartier. Das Wichtigste aber bleiben die Studierenden und Alumni. Sie sind überall in der Stadt mit Veranstaltungen, Projekten, Studios aktiv und besetzen wichtige Stellen im Kulturbereich. Die HfG ist überall.
Euer Symposium-Programm ist ja vielseitig und bunt wie die Hochschule selbst - was erwartet Ihr Euch vom Event?
Der jährliche Rundgang und die Graduierten- oder Diplomausstellung sind unsere Hauptformate, aber der Auftrag der HfG ist und bleibt die Ausbildung des Nachwuchses. Das findet in der Regel eher hinter verschlossenen Türen, in Werkstätten und Seminarräumen statt. Anders als ein "Tag der offenen Tür" wie im ZKM oder das Bookbau-Festival, das im letzten Herbst initiiert wurde und regen Zuspruch erfuhr, steht das Festival nun in der Tradition des antiken "Symposiums", also des geistreichen, gemeinsamen Gastmahls.
An seinen langen Tafeln oder beim Tee soll nicht nur über bestimmte Themen, sondern auch über den Ort selbst gesprochen werden: Wie sitzen wir in einer Hochschule zusammen, wer kann überhaupt mit wem sprechen? Es geht auch um die Frage, was Sitzordnungen oder Möbel mit unserem Wissen zu tun haben. Also um Gestaltung in einem sehr grundlegenden Sinne. Ich bin gespannt, was passiert.
"Die HfG ist überall!"
Der Titel des Symposiums ist übrigens Programm - im Mittelpunkt steht der Begriff der "Gestaltung", der vor gut 100 Jahren an deutschsprachigen Kunsthochschulen verwendet worden ist, um den ganzheitlichen Anspruch der eigenen Arbeit zu unterstreichen. Unter Slogans wie "Die Zukunft gestalten" hat er heute wieder (auch politisch) Konjunktur, da er sämtliche gesellschaftliche Bereiche - von der Erziehung über die Wirtschaft bis hin zu Verwaltung, Gesundheitswesen und Umwelt - betrifft.

Die Gesellschaft ist mit vielfältigen sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen konfrontiert. Gestaltung (und Design) begleiten uns im alltäglichen Leben, sind stets präsent. Das HfG-Symposium hat aktuell und nun zum Thema, welche Rolle die wegweisenden Möglichkeiten der Kunst und des Designs in diesem Kontext spielen, welche besondere Rolle einer Hochschule dabei zukommt und wie die HfG in dieser Situation ihre einmalige Verbindung von Kunst, Theorie und Design ausspielen kann.
Diese und weitere Fragestellungen werden in Beiträgen wie "das Sterben der Shopping-malls. Zukunft sozialer Treffpunkte im öffentlichen Raum“ "Second Skin n-1" – Ein Werkstattgespräch mit Dr. Jens Hauser (KIT) über die Zukunft der Bio-Materialien in der Gestaltung oder der Diskussion mit Dr. Dr. Florian Arnold (ABK Stuttgart) über den "Wert des Machens und das Machen von Werten" zur Betrachtung stehen.

Termin: 9. Februar, 15 bis 18 Uhr - mit anschließendem Get-Together, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, und 10. Februar, 11 bis 19 Uhr - mit Podiumsdiskussion von 17 bis 19 Uhr, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Hier gibt es das komplette Programm des Symposiums zu entdecken!
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